Wieder mal auf ein “Craft&Bier” ‑Festival. Dieses Mal in Augsburg. Am Sonntagnachmittag.
Der Veranstaltungsort: ein Club in einer coolen Halle in einem Augsburger Gewerbegebiet, das “Kesselhaus” .
Nun erwartete ich den gewohnt großen Andrang, den ich bei solchen Festen bisher jedes Mal erlebt habe. Aber weit gefehlt. Als ich in ankam, entpuppte sich das Gelände als Industriebrache, das Kessselhaus wird – leider wie die meisten echt coolen Locations dieser Art – sicher irgendwann auch einem modernen neuen Gewerbegebäude weichen müssen. Menschenmassen waren auch keine zu sehen, im Gegenteil, ich “fiel” fast durch die Tür.
Aber okay, was mir für die Veranstalter und die anwesenden Brauer aufrichtig Leid tat, war für die wenigen Besucher um diese Zeit ein Vorteil. Keine Schlangen, kein Gedränge.
Gleich als ersten besuchte ich Markus Hoppe – Hoppebräu – an seinem Stand. Wie nicht anders zu erwarten begrüßte mich ein sehr netter junger Mann, der gleich mein Vorurteil – nämlich dass Craft-Brauer alles, was älter ist als 30, ignorieren – ad absurdum führte.
Mir ist das sowas von sympathisch, wenn einer, der ja doch schon einen Namen hat in der „Szene“, so mit einem Hobbybrauer über sein eigenes und Bier im Allgemeinen plaudern und sich über ein Lob für sein Produkt freuen kann, wie Markus das tut. Hoppebräu-Biere (die “Wuid’n”) erfreuen sich bei meiner Familie großer Beliebtheit, jetzt gleich noch mehr.
Ich probierte das „Bravo“, ein Weizen Pale Ale, das als Collaboration Bier zusammen mit Camba Bavaria entstand. Seit einiger Zeit vom Weißbier eigentlich „ganz weg“, war ich gespannt und wurde nicht enttäuscht. Frisch, schlank, dank dem neuen Bravo Hopfen würzig und auch herb, ohne „bitter“ zu schmecken. Halt so wie ich es mag.
Weil ich in der warmen Jahreszeit doch zu den eher frischen Bieren neige, habe ich mir davon dann auch was mitgenommen, um es zu Hause auf der Terrasse zu genießen.
Weiter ging’s zu einem „Bekannten“: die Riedenburger Brauerei. Deren Dolden Sud gehört eh zu meinen absoluten Lieblingsbieren. Also probierte ich hier ‘mal den „Dolden Sommer Sud“. Geschmacklich ähnlich meinem Favoriten, kommt es mit ein klein wenig mehr Säure und leichter daher. Gut für den, der dann ein Bier oder zwei mehr trinken und dabei nicht auf das Geschmackserlebnis von Hopfen wie Cascade und Mandarina Bavaria verzichten möchte.
Daneben weckte ein Porter meine Neugier … Porter – in England hatte ich das ‘mal probiert und gleich wieder bleiben gelassen. Zu bitter, zu wenig (bzw. gar keine spürbare) Kohlensäure. Aber als „Dolden Dark“ von Riedenburger?! Also rein damit ins Glas und … wow, ich werde mich dran gewöhnen! Das hat nichts mehr von der britischen Bitterkeit, schmeckt malzig, röstig und hat auch eine Note von schwarzem Kaffee drin. Für meinen Geschmack eher für die dunklere und kühlere Jahreszeit, habe ich mir aber auch davon was mitgenommen, um zu Hause nochmals in Ruhe nachzuschmecken.

Die Brau-Manufactur Allgaeu lockte mit „Hop Cat“, einem untergärigen Hellen. Mit 4,8% Alkohol kein Schwergewicht, kommt diese „Katze“ leicht, aber mit Geschmack und erfrischend über die Zunge.
Daneben dann der Schwarzbräu aus Zusmarshausen. Der ließ mich sein “Friedensbier” probieren – speziell eingebraut für das Friedensfest am 8. August. Das ist ein feines Helles, ohne Schnörkel, aber schmeckt und trinkt sich richtig fein. Die Augsburger dürfen sich drauf freuen.
Dann war da noch die Riegele Biermanufaktur, wo ich ein “Bavarian India Pale Ale” verkostet habe. Ja, ich bin mittlerweile ein Freund dieser “IPAs”. Bei all dem, was da Feines geboten wird, so auch hier, ist das auch kein Wunder. Von Riegele erwarte ich in den nächsten Wochen ein Probierpaket. Ich freu‘ mich drauf!
Last but not least möchte ich ein Bier erwähnen, das die Genießerwelt spalten könnte. Bierol aus Tirol mit “Everybody Dance”, ein “Sour Pale Ale”. Markus Hoppe hatte mir geraten, das auch zu probieren, weil es einfach ‘mal was ganz anderes ist. Saures Bier – schwer vorstellbar, oder? Was die Tiroler da aber zusammen mit einer Brauerei aus Kopenhagen (Dry & Bitter) gemacht haben, ist sensationell. Für einen warmen Sommerabend wie gemacht: erfrischend säuerlich und fruchtig, und wenn man gerade ‘mal keine Radler mag, genau richtig.
Als Proviant habe ich mir dann, weil’s als Probiererle angeboten wurde und mir auch wirklich schmeckt (und zwar in der Geschmacksrichtung „Pfeffer“): Yerky Beef von MyFleisch. Es erinnert an das, was die Cowboys in den Westernfilmen und –romanen immer dabei hatten. Am Montag habe ich den Nachmittag damit überstanden, weil zum Mittagessen erst ‘mal keine Zeit war. Ganz sicher nichts für Veggies, dafür Low Carb in Reinform.
Alles in allem war es ein gelungener, gschmackiger und informativer Sonntagsausflug.