Übermorgen beginnt der meteorologische Herbst. Klingt traurig, ist es aber nicht. Ich mag den Wechsel der Jahreszeiten, und es gibt das ganze Jahr über wunderschöne Tage, an denen man draußen spazieren und – natürlich – immer eine Gelegenheit, auch ein „sommerliches“ Bier zu genießen.
Was ist denn ein „Sommerbier“? Ich würde ‘mal sagen, das kann man so genau gar nicht abgrenzen. Na ja, werden manche sagen, die belgischen Saisonbiere sind Sommerbiere. Ein Beispiel. Aber die wurden im Wintergebraut und – das kann ich bestätigen – schmecken heutzutage auch im Herbst und Winter. Klar, heute interpretieren die Brauer diesen Bierstil anders als vor hundert und mehr Jahren.
Am 21. Juli hatte ich Gelegenheit, bei der „Langen Nacht der Brauereien“ (“LNdB”) in München beim Giesinger Bräu wieder einmal einige Biere zu verkosten.
HOP GAUDI
Als allererstes besuchte ich am Stand vom Tölzer Mühlfeldbräu die Journalistin, Bierbloggerin und nun auch Brauerin Mareike Hasenbeck (feiner-hopfen.com), um HOP GAUDI zu kosten, ein Kollaborationssud, den sie mit Tölzer Mühlfeldbräu und Yankee & Kraut gebraut hat.
HOP GAUDI ist ein Weißbier, eins der ganz besonderen Art. Neben den typischen Düften überrascht es dank Hopfen Mosaic und Callista, mit denen es gestopft wurde, mit beerigen Noten, und auch auf der Zunge und am Gaumen machen noten von Maracuja, Beeren und auch Zitrus neben dem typisch „bananigen“ von Weißbier Freude. Beim Schlucken macht sich dann doch noch eine dezente bierige Bittere bemerkbar. Ich mag es! Seit Anfang August kann es bei den üblichen Händlern bezogen werden. Ich muss mich beeilen, denn ich möchte auch noch das eine oder andere Fläschchen davon.
Schneider Weisse “Tap 5 Meine Hopfenweisse”
Hopfig, dabei blumig, herb vollmundig, und doch malzaromatisch süß – das ist “Meine Hopfenweisse” von Schneider Weisse. Mit mächtigen 18,5 % Stammwürze und 8,2 % vol. Alkohol ist nun nicht gerade der typische Durstlöscher, aber dennoch: Dieses „Crossover“-Bier aus IPA und Weißbier ist geschmacklich ein Erlebnis! Traditionell und kaltgehopft mit Hallertauer Tradition und Hallertauer Saphir bringt es neben 40 IBU (Bittereinheiten) genug bierige Herbe, dazu leichte Frucht- und Zitrusnoten. Ich sehe es als Begleiter zu einem sommerlichen Menü, beispielsweise einem würzigen Grillfleisch mit Beilagen bis hin zum Nachtisch.
Yankee & Kraut “Transfusion”
Die beiden wirklich kreativen Brauer aus Ingolstadt haben „Transfusion“ mitgebracht, ein Session Ale (stand da nicht weiter oben was zu „Saison“?). Ein Ale vom feinsten! Hopfen Callista, Comet und Hallertauer Perle tun das ihre, damit Transfusion einen Sommerabend noch mehr zum Genuss macht. Mit leichten 4,4 % Alkohol, dabei harmonisch bitter und dazu noch mit einem erfrischenden Zitrusaroma gehört dieses Bier zu meinen Sommerfavoriten. Übrigens das einzige „Nicht-Weißbier“ das ich an diesem Abend probiert habe.
Federweisse
Hier haben sich alle anwesenden Brauereien zusammengetan und den (für die LNdB schon traditionellen) Gemeinschaftssud gebraut. Ebenfalls ein Weißbier, dieses Mal etwas dunkler. Callista, Mandarina Bavaria und Tradition bringen als Hopfen ihre Aromen mit, und mit 3,3 % Alkohol geht dieses süffige Bier wirklich als „Federweisse“ durch.
Zombräu
Die „wilden“ Brauer vom Zombräu machen mit geheimnisvoll magisch klingenden Namen neugierig. Heute abend war’s dann zunächst eine „Blutweisse“. In diesem Bier kommt kein Weizen, sondern massenhaft Dinkel zum Einsatz. Zusätzlich sind Pilsner Malz, Cara50, Cara100, Melanoidinmalz, Special W® mit drin, bis sich das Bier rot färbt. Es schmeckt cremig weich mit feinem Bananenaroma – typisch Weissbier, mit “nur” 11 IBU. Mit 5,5 % Alkohol liegt es im durchschnittlichen “PS-Bereich”.
Dann war’s noch ein „Summer Outbreak“, ein Kollaborationsud mit der Munich Brew Mafia. Die Brauer haben damit haben ein leichtes Weißbier gemacht, dieses dann aber um so heftiger mit Denali und Azzacca hopfengestopft. Die beiden Hopfen kannte ich bis dato noch nicht “persönlich”. Das Weißbier bringt würzige Noten und der Hopfen gehörig Fruchtaromen mit. Es geht in die Richtung Pfirsich und Curry. Weil es so intensiv schmeckt, merkt man gar nicht, dass man ein “Leichtes” (3,6 % Alkohol) trinkt.
Hopfmeister „Himbaer Toni“
Bevor ich mich dann für den Abend verabschiedet habe, gab’s noch beim Hopfmeister Marc Gallo einen „Himbaer Toni“. Wer jetzt an „Framboise“ denkt, liegt zwar geschmacklich richtig, aber im Gegensatz zu den Belgiern hat Marc das Himbeeraroma allein mit einer sehr seltenen Hefe erzielt. Das Bier entstand nach den „Reinheitsgebot“ …
Gersten- und Weizenmalz sowie die Hopfen Hallertauer Comet und Willamette tun das übrige, damit man ein süffiges, schön rotes Bier mit kräftigem Schaum im Glas hat, das nach Himbeere, Waldhonig und natürlich weißbierig nach Banane duftet. Ungefiltert trüb und perlend ist es ein erfrischendes Bier, gleich ob als „Solist“ oder zu Käse, Geflügel, Schwein …
Apropos: Die “gezupfte Sau”, sprich Pulled Pork Burger, war auch vom Feinsten!
Alles in allem wieder einmal ein schöner, erlebnis- und geschmacksreicher Abend. Ich komme nächstes Jahr wieder.