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Kunst, Fisch und Bier

Ein Trip an die Ostsee und natür­lich Werbung – für Land, Leute, Orte und auch Bier.

Die Idee entstand in Dachau, in der Ausstel­lung der Gemäl­de­ga­lerie über die Künstler der Künst­ler­ko­lonie Ahren­shoop im Fisch­land in Vorpom­mern. Wir wollten uns den Entste­hungsort der wunder­baren Land­schafts­bilder im Original ansehen. Also planten wir eine Kurz­reise da hin, mit Zwischen­sta­tion bei unseren Freunden in Berlin.

Dort wurden wir wie immer wärms­tens will­kommen geheißen und auf’s beste versorgt. Und hier ging es schon los mit Kunst und Bier. Unser Gast­geber, der meine „Sommer­fri­sche IPA“ sehr schätzt, hatte für mich feine Sachen aus Stral­sund im Kühl­schrank – eine nette Auswahl an Bieren der Brauma­nu­faktur Stör­te­beker. „Atlantic Ale“ ist immer eine gute Wahl, und damit stimmte er mich schon mal auf die Ostsee ein.

In Berlin Mitte musste nach einem Besuch der Mauer­ge­denk­stätte an der Bernauer Straße (empfeh­lens­wert!) ein kurzer „Über­fall“ bei Brewdog mit einem „Punk IPA“ sein – eines meiner Lieb­lings­biere der schot­ti­schen Bier­punks. Natür­lich zog es uns in die Hacke­schen Höfe und weiter auf die Muse­ums­insel zur neuen James-Simon-Galerie und dann in den Berliner Dom.

An Kunst gibt es in Berlin immer was zu sehen – dieses Mal war es ein langer Spazier­gang an der Spree, ange­fangen mit einem Blick von der Elsen­brücke mit „Drei­kä­se­hoch“, wie eine Berli­nerin die Skulptur „Mole­cule Man“ in der Spree bezeich­nete, der Ober­baum­brücke und dem Fern­seh­turm, dann mit jeder Menge moderner Archi­tektur entlang dem Ufer. Ange­kommen bei der Ober­baum­brücke ist es nicht mehr weit zur „Markt­halle 9“ in Kreuz­berg, einer mit viel inter­es­santer inter­na­tio­naler Gastro­nomie und „Street Food“ wieder­be­lebten Markt­halle mit „Vintage-Charme“. Sabine schmeckte ein Pulled Chicken Burger, mir einer mit Pulled Pork bei „Big Stuff“, dazu ein Lager aus einer kleinen hand­werk­li­chen Brauerei. Den Abschluss des Tages bildeten ein Kunst­werk eines unserer Lieb­lings-Archi­tekten und ‑Künstler – Frank Gehry – im Gebäude der DZ-Bank am Pariser Platz und ein kurzer Abste­cher zum Pots­damer Platz.

Mitt­woch ging’s dann an die Ostsee. Rostock war das erste Ziel. Nach der Fahrt stärkten wir uns im Rosto­cker Fisch­markt – Fisch­groß- und Einzel­handel und Fisch­bra­terei. Hier brummt’s, obwohl das mitten im Hafen liegt und weit und breit sonst nichts sehens­wertes ist. Spätes­tens jetzt ist geklärt, dass Stör­te­be­kers „Bern­stein-Weizen“ und Fish&Chips eine tolle Paarung sind.

Rostock bietet eine über 800jährige Geschichte, über die uns eine Stadt­füh­rung unter­haltsam infor­mierte. Sei es die 600 Jahre alte Univer­sität, General Fürst Blücher, der hier geboren wurde und zusammen mit General Wellington Napo­leon im der Schlacht von Waterloo die entschei­dende endgül­tige Nieder­lage beibrachte, oder das „Haus­baum­haus“ aus dem 14. Jahr­hun­dert – Rostock ist leben­dige Geschichte und dank der Uni eine junge Stadt. Spezi­eller „Lecker­bissen“ ist der Brunnen „Lebens­freude“, im Volks­mund ob der vielen darge­stellten Nackt­heit lange „Porno­brunnen“ genannt. Heute sieht man das etwas entspannter … Rostock vorge­la­gert an der Fluss­mün­dung der Warnow liegt Warne­münde – unsere erste Strand­sta­tion, natür­lich ganz entspannt mit einem Rosto­cker Zwickel.

Abends bezogen wir unsere kleine Feri­en­woh­nung bei Petra Petersen und ihrem Mann in Fuhlen­dorf-Michaels­dorf, unserem Ausgangs­punkt für Exkur­sionen an den folgenden zwei Tagen. Herr Petersen ist Reet-Dach­de­cker, und so wohnten wir natür­lich unter einem Reet­dach. Die Wohnung und die überaus netten Vermieter können wir nur wärms­tens empfehlen.

Am Donnerstag war uns das Wetter nicht wirk­lich hold, was wir für einen Besuch im Kunst­mu­seum Ahren­shoop nutzten. Bilder, die wir schon in Dachau gesehen hatten, noch viel mehr für uns neue Bilder der Künstler, die ab dem letzten Drittel des 19. Jahr­hun­derts hier lebten und malten, eine Sonder­aus­stel­lung mit Werken der Freunde Gerhard Marcks (Bild­hauer) und Alfred Partikel (Maler). Danach trotzten wir dem Wetter und spazierten entlang von Künst­ler­häu­sern und am Strand, bevor wir uns mit einer Fisch­semmel für den Heimweg stärkten.

Am Freitag schien die Sonne im Wechsel mit wolkigem Himmel. Das Ostseebad Prerow war unser erstes Ziel. Nach ausgie­bigem Bummel durch den Ort zur Seebrücke war das Darßer Brau­haus eine Entde­ckung. Die kleine Wirts­haus­brauerei mit einem 250-Liter-Sudhaus in der Gast­stube bietet 6 verschie­dene Biere an, drei trad­tio­nelle Sude, zwei Pale Ales und ein „Spezial“. Zum Matjes mit Brat­kar­tof­feln und Salat ließ ich mir ein „India Pale Ale Dark“ schme­cken – ganz schwarz, mit Cascade, Amarillo, Citra und Simcoe gehopft ist es neben der kräf­tigen Malz­note fruchtig, wie ich es bei einem IPA mag. Wieder Fisch und Bier … daran könnte ich mich gewöhnen.

Weiter ging’s wieder nach Ahren­shoop. Künst­ler­villen anschauen und foto­gra­fieren war das Ziel. Zu guter Letzt dann auf zum West­strand auf Fisch­land-Darß, laut ARTE TV einer der 20 schönsten Strände der Welt.

Wir wurden nicht enttäuscht. Wenn es uns auch nicht zum Baden ins Wasser zog, bot sich uns ein Panorama nach allen Seiten, das seines­glei­chen sucht. Feiner weißer Sand, Dünen, etwas im Norden des über 10 Kilo­meter langen Strandes Kiefern­wald, der bis zum Wasser reicht. Meiner Kamera boten sich viele Motive.
Einige Unent­wegte wagten sich bei geschätzten 18 Grad ins Wasser, andere spazierten entweder mit Wind­ja­cken und Schal bekleidet am Strand entlang, wieder andere lagen wie vom lieben Gott geschaffen in der Sonne – FKK war in der früheren DDR Volks­sport und das nahe Prerow eines der Zentren, wovon heute aber nur noch wenig zu bemerken ist.

Am Samstag war unser Aufent­halt an der Ostsee schon wieder zu Ende. Wir schlossen unseren Aufent­halt mit einem Besuch auf Rügen ab. Endlose Alleen, weite Blicke über Felder, der „Rasende Roland“, der dampf­ge­trie­bene Inselzug, dem wir nur hinter­her­schauen konnten, und Binz, das chice Seebad mit seinen schmu­cken Villen, einer langen Seebrücke mit Segel­schiff und angriffs­lus­tigen Möwen, von denen eine mir meine Fisch­semmel im Flug aus der Hand stehlen wollte. Sie erwischte nur ein Salat­blatt, verpasste mir aber „a Watsch’n“ und einen gewal­tigen Schre­cken mit ihrem Sturz­flug-Angriff von hinten.

Rügen konnte ich natür­lich nicht verlassen ohne einen Besuch der Insel-Brauerei Rügen, Kennern bekannt als eine der Craft-Braue­reien mit einem der größten Sorti­mente an span­nenden Bier-Krea­tionen. Da wir noch nach Berlin zu fahren hatten, gab es von Brauerin Larissa Hitzman, die aus Oregon in die Insel-Brauerei nach Rügen kam, eine kleine gemein­same Probier-Runde mit vier ganz beson­deren Bieren:
• Insel-Kreide
Der Somme­lier* schreibt: “mit krei­de­hal­tigem Wasser gebraut und mit Bière-Brut-Hefe vergoren. Zart-fruch­tiger Duft nach hellen Wein­trauben und Birne. Fein­perlig, subtil prickelnd, mit dezentem Säure­spiel und trockenem Finish. ”
Es macht sich gut aus einem Sekt­glas, woraus wir es probiert haben, ich kann mir auch ein bauchiges Cham­pa­gner­glas sehr gut vorstellen.
• Meer­jung­frau
Der Somme­lier* schreibt: “… mit zwei Milch­säure-Stämmen und Bière-Brut-Hefe gebraut. Es über­rascht mit einer eleganten Frucht­säure – erfri­schend, fruchtig prickelnd wie ein sehr trockener Cidre.”
Auch dieses Bier macht sich gut aus einem Sekt­glas, woraus wir es probiert haben, und ich kann mir auch hier ein bauchiges Cham­pa­gner­glas sehr gut vorstellen.
• Seepferd
Der Somme­lier* schreibt: “Das Bier für echte Connais­seure: gebraut mit zwei Milch­säure-Stämmen und zwei Hefe-Stämmen über­rascht es mit der fruch­tigen Säure und Herbe einer reifen Pink Grape­fruit. Sehr trocken, erfri­schend und leicht mine­ra­lisch wie eine steife Ostsee-Brise. So muss ein Sour Ale sein.
• Baltic Tripel
Der Somme­lier* schreibt:  “Würzige Noten umspielen die fruch­tigen Nuancen des Malz­betts. Wie ein gegrillter Pfir­sich mit frischen Kräu­tern. Sehr trocken, weinartig …”

*Quelle: Insel-Brauerei. Ich kann’s nur unter- und nicht besser beschreiben.
Ich hatte die Biere nach meinen und auch Sabines Präfe­renzen (sie liebt fruch­tige IPAs) und mit der Beto­nung auf erfri­schende Säure für den sommer­li­chen Genuss ausge­sucht, alle zusammen für uns beide neue Biere.

Ich kann nur sagen: alle vier sind für mich eine Entde­ckung. Sabine ist von der Meer­jung­frau schlicht begeis­tert, und ich inspi­riert – etwa so plus die Oran­gen­note stelle ich mir mein Projekt “Wit” (“Blanche”) nach belgi­scher Brauart (mit meiner Hand­schrift) vor. Unter Mitnahme einer kleinen Bier­kol­lek­tion in einer schmu­cken „Herren­hand­ta­sche“ setzten wir unseren Weg dann fort, um abends dann in Berlin noch einmal bei unseren Freunden Station zu machen.

Am Sonntag ging’s dann nach einem ausgie­bigen Brunch nach Hause.