Ich hatte es schon lange auf der Agenda … Am Vorabend meines diesjährigen Geburtstags hatten meine Familie und ich endlich die Gelegenheit, das „Brauburschen IPA“ von der Kellerbrauerei Prittlbach zu genießen. Wie der Name schon sagt, ein „India Pale Ale“, hergestellt mit den Hopfen Citra und Simcoe. Das verspricht fruchtige Aromen – und hält es auch! Zitrus und Litschi in der Nase und am Gaumen, und im Abgang ein richtiges Bier. Zum leckeren Burger mit Süßkartoffelpommes im HiFive in Dachau mundete dieses Bier uns allen dreien sehr.
Am vergangenen Dienstag habe ich es als Solisten genossen – neben anderen Bieren. Ich habe Dieter Scholz in seiner Kellerbrauerei besucht. Wir stellten fest, dass wir beide vor etwa 20 Jahren mit dem Hobby „Bier brauen“ angefangen haben, teilweise kreuzten dieselben Lieferanten damals unsere Wege. Nur kannten wir uns damals nicht und im Lauf der Zeit schlugen wir dann unterschiedliche Wege ein. Dieter intensivierte das Hobby recht rasch und hatte bald seine Lieferanten für Malz und Hopfen zusammen, indem er sich auf den Weg machte, diese zu besuchen. So hat er heute seine Stammlieferanten beisammen, auf die er sich zu jeder Zeit verlassen kann.
Das kommt ihm heute zugute, seit er sich vor einigen Jahren entschloss, seinem ursprünglichen Beruf „Lebewohl“ zu sagen und sich ganz auf seine Leidenschaft Bier und Brauen zu konzentrieren. In seinem Lager warten zu manchen Zeiten 750 kg Malz darauf, zu Bier verarbeitet zu werden.

Seine Brauanlage, besonders die Steuerung, hat Dieter selbst gebaut. Dabei war und ist ihm sein ursprünglicher Beruf – Programmierer in der IT-Branche – sehr nützlich. Noch immer tüftelt er an Verbesserungen und Optimierungen am Prozess und an der Steuerung nicht nur des Brau‑, sondern auch des Gärprozesses. Beides ist bereits jetzt mehr oder weniger voll automatisiert und über WLAN und Handy-App steuer- und überwachbar. Und wie gesagt alles auf Grund gewachsener Erfahrung und sehr viel Kenntnis der Materie selbst entwickelt und teilweise selbst gebaut.
Seit einigen Jahren hat er sein Hobby nun zu seinem Beruf gemacht – oder besser: zu seiner Berufung. Örtliche Vereine fragten an, ob er für ihre Vereinsfeiern ein eigenes Bier brauen könnte, das Dorffest kam dazu, das er nun mit seinen Bieren versorgt, und nicht zuletzt nun ein großer Getränkehändler und mit dem HiFive die Gastronomie. Ich gehe stark davon aus, dass das nicht die letzten Quellen sein werden. Bei Dieter zu Hause kann man sein Bier natürlich auch beziehen.
Wie das mit Bier-Enthusiasten so ist, hat er im Lauf seines Brauerdaseins schon einige Menschen zum Hobby und mehrere auch zum Beruf Bierbrauer gebracht. Nicht nur einer von ihnen ist immer wieder bei ihn im Keller zu Besuch oder beim Brauen dabei.
Wir haben im Verlauf unseres Gespräches verschiedene Biere probiert. Angefangen haben wir mit dem „Foamzuzla”, einem Kellerbier, das für eine Kellerbrauerei einfach dazugehört. Ein Helles, naturtrüb, süffig, so, wie es einem Bierliebhaber einfach gefällt. Dabei gibt es keine Experimente, das Bier hat aber seinen eigenen Charakter, es ist unverwechselbar.
Weiter ging’s mit dem „Bärig’s“, einem Münchner Dunkel. Wie der Name sagt, ist das ein dunkles Bier, das in München bis in die 40er Jahre des letzten Jahrhunderts meistgetrunkene Bier. Schön malzig süß, aber nicht aufdringlich, ist es ein vollmundiges und kräftiges Bier, das ganz besonders in den kühleren Monaten seine Liebhaber findet, aber durchaus – wie früher – ein Bier für das ganze Jahr sein kann.

Den Brauburschen habe ich eingangs schon beschrieben. Mit seinen 35 IBU ein richtiges Bier, mit seinen fruchtigen Noten ein Genuss für den IPA-Liebhaber.
Wir haben dann Dieters neues „Bavarian Pale Ale“ probiert. Alle Zutaten kommen aus Bayern: das Malz, die Hopfen Hallertauer Herkules, Hallertauer Blanc, und mit Hallertauer Amarillo kommen ein paar fruchtige Noten mit hinein. Mit 19 IBU ist es nicht zu bitter, und für mich als „Hopfennase“ auch eine echte Entdeckung.

Dann durfte ich Dieter meine beiden Biere zur Verkostung einschenken – “Sommerfrische IPA” und mein “Whisky-Ale”. Besonders das Whisky-Ale kam bei Dieter sehr gut an. Dafür habe ich auch eine weitere Anregung für einen weiteren Ausbau zukünftiger Sude mitgenommen. Bei der Sommerfrische freuen wir uns auf meinen neuen Sud, der gerade (noch knapp zwei Wochen) bei mir im Keller reift.
Nach drei Stunden intensiver Gespräche über Bier, Brauen, Ideen und auch „Spinnereien“ ging ich mit neuen Biergenüssen und viel Inspirationen für eigene Projekte und diesen Beitrag hier nach Hause. Dieter Scholz und ich werden sicher nicht das letzte Gespräch gehabt haben und ich würde mich nicht wundern, wenn es mal zu gemeinsamen Bier-Aktivitäten käme.
Beitragsfoto: “Braubursch IPA”, Foto: © Winfried Hermann