Grutbier – was ist das eigentlich?
Als Grutbier wird Bier bezeichnet, das vom Mittelalter bis ins 15. Jahrhundert sehr weit verbreitet war. Grutbier kann mit großer Sicherheit als das erste Bier in unserem Sinne bezeichnet werden, sozusagen das „Bier des Mittelalters“.
Das Bier wurde damals nicht mit – dem noch nicht bekannten – Hopfen bitter gemacht, sondern mit einer Kräutermischung, „Grut“ genannt. Die jeweilige Zusammensetzung des Grut ist je nach Region verschieden. Die meist verwendeten Zutaten sind Porst (in Schweden und dem Baltikum) und Gagel (besonders in Norddeutschland, Dänemark, Niederlande, Belgien, England).
Aber auch Schafgarbe, Heidekraut, Beifuß, Rosmarin, Thymian, Salbei, Lorbeer, Mädesüß, Anis, Kümmel, Wacholder, Koriander, Fichtensprossen, Wermut und bisweilen Hopfen wurden verwendet. Diese Kräuter geben den Bieren ein besonderes fruchtig-würziges Aroma.
Obwohl Hopfenbiere schon sehr früh bekannt waren, blieben die Grutbiere bis ins 13. Jahrhundert im norddeutschen und niederländischen Raum sowie Flandern vorherrschend. Dann drang das Hopfenbier als wichtiges Exportprodukt aus den deutschen Hansestädten in diese Gebiete ein.
Heute ist der Hopfen das entscheidende Würzkraut des Bieres, und getreu dem deutschen Reinheitsgebot auch das einzige.
Grutbier und Rausch
Ob das Grutbier tatsächlich heute noch, die in damaligen Quellen oft erwähnte, zusätzliche Rauschwirkung durch den Porst bzw. den Gagel hat, muss wohl jeder selbst ausprobieren. Versuchen kann man’s ja ‘mal.
Bilder: Wikipedia unter CC Lizenz (u.) bzw. Gemeinfrei (o.)
[/su_spoiler] [/su_accordion] [su_accordion] [su_spoiler title=“EBC”]Mit der Einheit EBC wird im Europäischen Raum die Farbe (genauer: Die Farbstärke) von Bier und Bierwürze beschrieben. Der von der European Brewery Convention festgelegte Wert bezeichnet, wie viel Licht von Bier eines bestimmten Stammwürzegehalts absorbiert wird. (Wikipedia, da weiterlesen).
Die Farben reichen im Bereich “Braunton” je nach Bier mit abnehmender Konzentration von fast schwarz (z.B. Stouts) über rot, kupfer und bernstein bis hin zu gold- und hellgelb (z.B. Berliner Weiße). Mein “Sommerfrische IPA” ist im zweiten Sud regelrecht orange-gelb, bei etwa 22 EBC, geworden.
[/su_spoiler] [/su_accordion] [su_accordion] [su_spoiler title=“IBU”](„International Bitterness Units“)Die Menge des Hopfens richtet sich nach der Mange an Würze und der zu erzielenden „Hopfenbittere“. Diese misst man in „International Bitterness Units“ (IBU).
Hier einige typische Werte:
Pils: | 30–45 |
Belgisches Bier: | 11–23 |
Helles Ale: | 15–30 |
Kölsch: | 18–25 |
Märzen/Oktoberfest: | 18–25 |
Englisches Bitter: | 20–35 |
Porter: | 20–40 |
Dunkles Ale: | 15–25, in USA auch höher: 25–45 |
India Pale Ale: | 40 und höher |
Irisches Stout: | 25–60 |
“Hopfenbittere” muss nicht unbedingt einfach nur “bitterer Geschmack” sein – neue Hopfenzüchtungen bringen Geschmäcker in ihren Aromaten mit sich, die teilweise zum Beispiel nach Grapefruit, Orangen oder andere Zitrusnoten duften und auch schmecken – und das alles sogar im Rahmen dessen, was das “Reinheitsgebot” vorsieht. |
India Pale Ale (I.P.A.) ist ein helles, stärker eingebrautes Pale Ale.

Gemäß der geläufigen Erzählungen wurde dieses Bier im 19. Jahrhundert in England und Schottland für die indischen Kronkolonien gebraut mit einem höheren Alkohol- und Hopfengehalt. … Bis heute sind viele Details des Ursprungs jedoch unklar und können historisch nicht belegt werden. (Wikipedia, da weiterlesen).
Weiter geht die Erzählung, dass dieses stärkere Bier so auf dem langen Seeweg nicht so schnell verdarb und also trinkbar in Indien ankam. Dort sollte es dann mit Wasser auf “Trinkstärke” verdünnt werden. Rasch sollen die Soldaten und Kolonisten aber herausgefunden haben, dass dieses Bier unverdünnt noch viel besser schmeckte.
Soweit die Erzählung – ob Legende oder nicht, mir gefällt sie.
[/su_spoiler] [/su_accordion] [su_accordion] [su_spoiler title=“Lambic”]Lambic (oder auch Lambiek) ist eine belgische Bierspezialität, die durch Spontangärung entsteht. […] Der Name kommt möglicherweise vom flämischen Ort Lembeek oder vom flämischen Wort für Brennkessel, alambiek (Alambic). Weiterlesen [Wikipedia]
[/su_spoiler] [/su_accordion] [su_accordion] [su_spoiler title=“Saison Bier”]Das Saison Bier stammt ursprünglich aus der Wallonie (französischsprachiger Teil Belgiens), wurde dort früher ausschließlich in den Wintermonaten auf den Bauernhöfen eingebraut und dann gelagert. Es ist ein typisches “Sommerbier”, denn die Landarbeiter wurden damit im Frühjahr und Sommer versorgt, hatten sie doch einen Anspruch auf tägliche Versorgung auch mit Bier. Traditionell hatte Saison einen relativ niedrigen Alkoholgehalt – 3 – 6% waren normal. Das war auch ausreichend, war das Bier doch der Ersatz für Wasser, das speziell in der warmen Jahreszeit nicht immer wirklich gesund war.
Farblich eher sehr hell – strohgelb bis helles bernstein – ist es im Duft meist leicht fruchtig und ganz leicht scharf, im Geschmack bringen die Hefe-Ester gerne ‘mal einen Hauch von reifen Birnen mit. Es war früher normal, Biere vor dem Trinken sehr lange gären und reifen zu lassen.
Zum Ende des 20. Jahrhunderts war das Saison Bier fast in Vergessenheit geraten. Die Craft Bier Bewegung entdeckte diesen Bierstil aber wieder und bietet heute besonders in den USA eine Auswahl dieser Biere an. Es gibt auch in Europa, natürlich vor allem Belgien, wieder Saison Biere. Manche Saison Biere schmecken heute überraschend leicht säuerlich, was sie im Sommer wirklich interessant macht.
Die modernen Saison Biere zeichnen sich meist durch einen höheren Alkoholgehalt (bis 8%) aus und werden gerne mit Gewürzen “verfeinert”, die ihren typischen Charakter noch unterstreichen.
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