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Endlich habe ich den letzten Teil meines Reiseberichtes geschafft. Ich habe schon lange genug gebraucht, und hier möchte ich euch einfach nochmal die Schönheit von Cornwall zeigen und hie und da noch interessante Infos dazuschreiben.
Von der „Cosy Smithy“ aus machten wir einen Ausflug nach Cape Cornwall, wo sich uns diese Anblicke boten.
Wer hat in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts die britische Fernsehserie „Poldark“ gesehen, in der es unter anderem um eine Minenbesitzerfamilie in Cornwall ging? Teilweise wurden Szenen hier in Botallack in den bis zu 300 Jahre alten Minen gedreht. Die zum ehemaligen Betriebsgelände gehörenden Gebäude stehen heute unter dem Denkmalschutz des National Trust.
St. Ives bekommt man immer wieder in Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen zu sehen. Der Künstlerort an der Küste ist aber auch zu malerisch, als dass er nicht als Kulisse für romantische Liebesgeschichten dienen könnte. Außerdem gibt es dort eine kleine Brauerei, deren Bier ich zum „Cream Tea“ genoss.
St. Michaels Mount ist wie sein großer Namensvetter Mont Saint Michel in der Normandie ein ehemaliges Kloster und heute in Privatbesitz. Ebenso ist er nur bei Ebbe zu Fuß über einen Steinweg zu erreichen, bei Flut, die hier sehr schnell steigt, nur per Boot. Auch hier bieten sich atemberaubende Anblicke.
Auf dem Weg zu unserer nächsten Unterkunft besuchten wir ein Kuriosum der ganz besonderen Art: das „Minack Theatre“ an der Südküste Cornwalls, das in einen Felsenabhang direkt an der See in der Nähe des Ortes Porthcurno gebaut worden ist.
1929 veranstalteten einheimische Dramaenthusiasten eine Freiluftaufführung von „A Midsummer Night’s Dream“ auf einer Wiese etwa eine Meile landeinwärts vom Minack entfernt. Es war ein großer Erfolg, und einige Jahre später suchten die Spieler nach einem Veranstaltungsort für „The Tempest“ .
Die Kostümbildnerin Rowena Cade, die in Minack House lebte, fand, dass die Klippen unter ihrem Garten eine perfekte Kulisse abgeben würden. Im Winter 1931 machten sie und ihr Gärtner Billy Rawlings sich ans Werk, um die unteren Terrassen des Theaters zu schaffen. Im Lauf der Jahre wuchs das Theater zu der Größe, wie wir es heute kennen, und jeden Sommer wird hier ein komplettes Programm aus Drama, Musicals und Opern sowie Musik‑, Comedy- und Erzählveranstaltungen geboten.
In einem wunderschönen geschützten Tal bieten Wälder, Bäche und dramatische Ausblicke den perfekten Rahmen für großflächige exotische und subtropische Bepflanzungen, den Tremenheere Sculpture Garden. Darin verflochten ist auch ein sich entwickelndes Programm zeitgenössischer Kunstwerke, an dem international renommierte Künstler wie James Turrell, David Nash und Richard Long arbeiteten, um ortsspezifische Dauerarbeiten zu schaffen, die mit der Landschaft harmonieren.
Dieser Tag war auch ein Beweis dafür, dass England auch bei Regen schön ist. Bei schönem Wetter kann außerdem jeder …
Gegen Abend trafen wir dann in dem Hafenstädtchen Mevagissey ein, wo wir die kommenden zwei Nächte im Tregorran Guest House von Lara und dem sehr geselligen Gareth, seines Zeichens ehemaliger Fährenkapitän, verbrachten. Auch in Mevagissey haben wir im Fischereihafen einen Pub gefunden, wo wir herzhaftes Pub Food und ein feines Bier genießen konnten.
Am nächsten Tag stand ein Besuch in „The Lost Gardens of Heligan“ an, bei dem wir wieder einmal lernten, dass man dem Navi nicht immer wirklich trauen kann. Nach einer „Landpartie“ kamen wir an einer Straße an, die wir gleich an der ersten Kreuzung am Ortsausgang von Mevagissey erreicht hätten, und die Fahrt zum Garten hätte ein Viertel der Zeit gedauert.
Heligan ist eine große Anlage mit einem Schluchtgarten und englischem Landschaftspark, verfolgt einen erzieherischen Ansatz und fördert eine nachhaltige Wirtschaft. Unter anderem findet man hier Rhododendren, die zwischen 1847 und 1849 aus Sikkim im Himalaya kamen und heute mit 60 m Durchmesser zu den größten Exemplaren der Welt zählen.
Ein umfangreicher Nutzgarten macht Heligan zu einem Freilichtmuseum des Gartenbaus im 19. Jahrhundert. Heligan erzeugt mit den Anbautechniken der viktorianischen Zeit heute über 300 Obst- und Gemüsesorten. Am Rande der restaurierten Gewächshäuser stehen Zitrus- und Pfirsichbäume sowie Wein. Eine Besonderheit sind einige mit Pferdemist beheizte gemauerte Gräben zur Ananaszucht – die letzte erhaltene dieser Anlagen aus georgianischer Zeit.
Der „Dschungel“ entstand vor gut 150 Jahren in einem 300 m langen tief eingeschnittenen Tal, als in England das Interesse an subtropischen Pflanzen erwachte. An den Hängen winden sich die Wege durch Bambus, Gunneras, Agaven, Baumfarn, Hanfpalmen und Rhododendron.
Kurz hinter dem Eingang des Gartens stehen zwei überwachsene Erdskulpturen der Künstlerin Susan Hill. The Mud Maid und The Giants Head nehmen angeblich Bezug auf die Mythologie Cornwalls.
Weiter ging es in den Hauptort St Austell, nur um die örtliche gleichnamige Brauerei zu besuchen. Leider waren wir für eine Führung zu spät dran, aber in der Bar ließen wir uns ein „Eureka“, ein India Pale Ale, das ich schon ein paar Tage zuvor kennengelernt hatte, schmecken. Im Shop nahm ich mir dann noch eine kleine Kollektion von Bieren mit: Proper Job (India Pale Ale), Tribute (Cornish Pale Ale), Proper Black (Black IPA) und natürlich Eureka. Im Kofferraum klapperte es mittlerweile ganz schön, so viele Biere hatte ich unterwegs schon gesammelt.
Auch das “Korev” vom Titelbild, ein herrlich frisches “Cornish Lager”, stammt aus der St Austell Brewery.
Zum Abschluss des Tages fuhren wir in den alten Hafen von St Austell, Charlestown. Dort genossen wir bei Regen mit Aussicht aus dem Tea Room von The Pier House Hotel auf den Hafen einen Cream Tea. Ich dieses Mal auch mit Tee und Scones.
Tags darauf ging es dann schon wieder auf den Rückweg Richtung Dover. Wir hatten aber noch Stopps auf dem Plan.
Lanhydrock House liegt fast 13 Kilometer von der Südküste Cornwalls entfernt inmitten eines 367 Hektar großen Anwesens. Es ist von einem attraktiven formalen Garten und einem Landschaftspark umgeben. Viele Teile des heutigen Hauses sind viktorianischen Ursprungs, einige sind jedoch mehr als 200 Jahre älter, sie datieren etwa um das Jahr 1620. Haus und Garten dienten auch schon als Drehort für Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen.
Letzte Station war das Bodmin Moor, Literaturkennern ein Begriff durch Daphne du Maurier, die die Handlung einiger Erzählungen hier ansiedelte. Wir fuhren aber nach Minions (das heißt wirklich so!), wo es Steinkreise aus der Bronzezeit zu bewundern gibt. Auf schwammigem, schwankendem Boden konnten wir dieses historische Monument ganz aus der Nähe betrachten und kreuzten dabei die Wege frei weidender Kühe und Schafe.
Abends kamen wir dann in der Hafenstadt Portsmouth an, wo wir den Abend im hippen Hafenviertel verbrachten, von einem Besuch in „Jamie’s Italian“ aber leider einigermaßen enttäuscht waren („Hipster“-Systemgastronomie scheint überall dasselbe Problem zu haben: alles ist chic und/oder „shabby“, was mir an sich gefällt, funktioniert leider nur sehr kompliziert, und ein einfaches Burgermenü gestaltet sich für die Küche offenbar als Doktorarbeit, so lange musste ich warten). Okay, auch diese Erfahrung musste mal gemacht werden, und geschmeckt hat’s dann tatsächlich sehr gut.
Am vorletzten Tag der Reise ging’s dann nach Dover, von da mit der Fähre nach Dünkirchen und nach Antwerpen, wo wir eine Nacht bei unseren Freunden verbringen durften. Sie freuten sich sehr über die mitgebrachten Biere aus England und meiner eigenen Brauerei.
Vor unserer Abreise aus Antwerpen am letzten Tag „überfiel“ ich noch einen Getränkeladen (Duvel Tripel Hop und Kirschbier), wir machten noch einen Abstecher in den Hafen, um das grandiose „Antwerp Port House“ von Zaha Hadid Architects zu sehen, und machten uns dann auf den Weg nach Hause.
England, besonders der Süden, ganz besonders Cornwall, werden sicher noch oft Reiseziel für uns sein. Wir fühlen uns da sehr wohl, die Leute sind überall sehr freundlich, und das Leben ist lebenswert. Das Essen schmeckt uns sehr gut, und ich bin in die neueren Biere des Landes verliebt. Also spricht bei diesen Voraussetzungen alles für einen Besuch in diesem schönen Land, auch wenn das Vereinigte Königreich sich leider aus der EU verabschieden soll.