Jetzt mach’ ich mal wieder Werbung: Pünktlich zu „Michaeli“ (29. September), dem Tag, ab dem früher wieder gebraut werden durfte, kam das neue Buch von Sünje Nicolaysen in die Geschäfte:

© Heyne, Sünje Nicolaysen “Der ultimative Brauguide”
„Der Ultimative Brau-Guide“
Das klingt auf den ersten Blick erst mal „vollmundig“. Nun habe ich mir das Buch besorgt und komplett gelesen. Und ich komme zum Schluss: Das wird wohl das wichtigste der Bücher, die ich für meine Einsteiger-Braukurse verwende und den Teilnehmern „ans Herz lege“.
Sünje hat sich ganz tief und detailliert mit der Materie beschäftigt. Ich selbst wusste zum Beispiel noch nicht einmal, dass es „Hobbythek“-Macher Jean Pütz war, der im Jahr 1982 bei den zuständigen Stellen erreicht hat, dass jeder Bundesbürger pro Jahr 200 Liter Bier steuerfrei für den Eigenbedarf brauen darf. Natürlich hat er in einer seiner „Hobbythek“-Sendungen dann auch gezeigt, wie das geht. Damals noch ohne Internet, aber im entsprechenden „Hobbytip“ (Heftchen, die man sich nach der Sendung mit frankiertem Rückumschlag bestellen konnte – ich müsste auch noch welche im Keller haben) verriet er auch, wie man an Rohstoffe und Zutaten kam. Ein wenig Geschichte zum „Schlaumeiern“ …
Das ganze Buch bezieht sich auf „Brauen in der heimischen Küche“. Also in der „5‑Liter-Kochtopf-Klasse“. Und die „Werkzeuge“ mit Ausnahme einer 5‑Liter-Gärflasche mit Gärspund hat wirklich jeder zu Hause, der überhaupt eine Küche hat und die auch benutzt. Die Flasche ist bezahlbar. Kleiner Fun-Fact am Rande: Ich kenne Leute, die eine (teure) Küche besitzen und die aber noch nie benutzt haben.
Sie geht detailliert auf den Brauprozess ein, erklärt, wie das mit einem Kochtopf und normalem Küchenwerkzeug funktioniert. Wir lesen über die Malze und ihre Rolle für das Bier, lernen über Hopfen und wie man damit auch ganz exotische Aromen ins Bier zaubern kann, und nicht zuletzt bekommen wir viel Wissen über die wichtige „Partnerin“ Hefe zu lesen und warum die manchmal eine “Diva” ist.
Warum gerät ein Bier auch mal daneben? Auch darüber hat Sünje sich bei Fachleuten kundig gemacht und gibt uns dieses Wissen weiter. Mit ihrem hanseatischen Stil, also immer mit leisem Humor und in sehr verständlichen Sätzen erfährt die/der Leser/in wirklich alles, was es braucht, um in der Küche feines Bier zu brauen. Das Lesen ist so kurzweilig, dass ich zusammen keinen Tag für das ganze Buch gebraucht habe.
Ich habe kein Thema vermisst, und am Ende des Buches war keine Frage mehr offen. Auch bekannte Persönlichkeiten aus der Brauerszene kommen zu Wort mit Geschichten, dazu Tipps und Hinweisen. Warum zum Beispiel ist penibel sauberes Arbeiten wichtig? Antworten liefert das Buch an vielen Stellen.

Wer sich für Bier begeistert und gerne welches trinkt, dabei auch mal Lust verspürt, selber eins zu brauen, dem empfehle ich dieses Buch. Und wer am Ende so richtig „angefixt“ ist und Lust auf mehr hat, für den gibt es Bierrezepte vom “Hellen” bis hin zu richtig “ab vom Alltäglichen” und auch Infos über „Upgrades“ für den Kochtopf. Als Hobbybrauer kann man richtig Geld ausgeben oder man hat Spaß am Finden eigener Lösungen, die zum vorhandenen Budget passen.
Auf letztere Art ist meine Hobby-Brauerei gewachsen: Ich habe vor 25 Jahren mit Omas Einwecktopf auf dem Herd angefangen, dann einen Einkocher gekauft und nach und nach immer weiter meine Ausrüstung „gepimpt“ und ausgebaut. Heute habe ich eine „richtige“ Mikrobrauerei (20-Liter-Klasse) im Keller fest installiert und kann jederzeit „den Schalter umlegen“ und losbrauen.
Illustriert hat auch dieses Buch Ole Scheef, dessen Bilder mir schon in „Der ultimative Bier-Guide“ großen Spaß machten.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen und „Gut Sud“ beim Nachbrauen.
Und: Sünje, Prost und zum Wohle! Auf ein andermal bei einem lecker Bier oder zwei …! War eine Freude in Nürnberg bei der Messe!
Zu haben seit 21. September überall, wo man Bücher kaufen kann. Der Buchhändler in der Nachbarschaft bestellt es auch gerne!
Wenn’s gar nicht anders geht, bekommt man es natürlich auch online.
Heyne
978−3−453−60550−3
16,99 € (D), 17,50 € (A), CHF 23,90*
PB, Klappenbrosch., 156 Seiten
Die Autor*Innen:
Sünje Nicolaysen hat in ihrer Küche womöglich mehr Stunden brauend als kochend verbracht. Noch mehr Zeit investiert die studierte Skandinavistin aber ins Schreiben von Texten und Büchern. Aus ihrer Feder stammt unter anderem „Der ultimative Bier-Guide“, den sie ihrer neuentdeckten Leidenschaft für gutes Bier gewidmet hat. Seitdem ist sie sogar ausgebildete Beerkeeper*in und unterhält sich liebend gern über Bier.
Jörg Iversen zog 2011 in die USA, trank dort seine ersten Craft-Biere und fand sich in einer lebendigen Hobbybrauer-Szene wieder. Zurück in Deutschland startete er 2014 seine Karriere als Hobbybrauer, stieß aber in seiner kleinen Stadtküche schnell an die Grenzen des Machbaren. Daraufhin gründete der gelernte Kommunikationsdesigner seine eigene Firma und verkauft seitdem Bierbrausets im Küchenformat.
Bilder: Abgelichtet aus dem Buch, Cécile Ash Photography.
Alle Rechte vorbehalten.
P.S: Für alle Teilnehmer meiner Braukurse, die sich bisher noch nicht ans Brauen trauten, und auch für dich, lieber Udo G., ist das ein ganz heißer Tipp!