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Ehren­bier­trinker …

… war ich gefühlt schon immer. Schließ­lich ist es mir eine Ehre, Bier genießen und mich mit so vielen Menschen darüber austau­schen zu dürfen.

Nun hab’ ich es aber sozu­sagen amtlich. Am Freitag, 21. September 2018 wurden meine Frau Sabine und ich per Urkunde zu “Frän­ki­schen Ehren­bier­trin­kern” ernannt.Der Hopfenschmecker war in der Fränkischen Schweiz auf Bierwanderung

Wie kam’s? Sabine hatte sich schon vor längerer Zeit Unter­lagen zum Tourismus in “Bier­franken” schi­cken lassen. Und bei diesen Infor­ma­tionen gab es auch einiges zu “Bier-” und “Braue­rei­wan­de­rungen”. Freunde von uns hatten eine solche Wande­rung schon einmal gemacht, und nachdem deren Tour, von der sie begeis­tert erzählten, sich mit der deckte, die auch uns nach Studium der Unter­lagen am besten gefallen wollte, stand fest: Wir entschieden uns für die Braue­rei­wan­de­rung in der Gemeinde Aufseß, in der Frän­ki­schen Schweiz ziem­lich genau in der Mitte zwischen Bayreuth und Bamberg gelegen.

Weil unsere Freunde uns da schon von ihren Erfah­rungen berichten konnten, buchten wir am Sonntag noch ein Zimmer für zwei Nächte im Braue­rei­gasthof Reichold im Orts­teil Hochstahl.

Die Brauerei Reichold ist eine von vier “Welt­re­kord­braue­reien”. Aufseß erhielt 2001 einen Eintrag ins Guin­ness-Buch für die welt­weit höchste Braue­rei­en­dichte – 4 Braue­reien auf 1500 Einwohner. Und diese 4 Braue­reien sind eben durch den Braue­rei­enweg mitein­ander verbunden.

Am Mitt­woch kamen wir eine Vier­tel­stunde vor Schlie­ßung der “warmen Küche” an und bekamen noch wunder­bare Schnitzel Wiener Art mit Kartof­fel­salat bzw. Brat­kar­tof­feln (die besten meines Lebens, ehrlich!). Dazu ein Bier des Hauses, ein herr­lich frisches Zwickl, danach für mich noch einen Walnuss­geist. Franken ist auch für feinste Schnäpse bekannt … Die Nüsse müssen ganz frisch gewesen sein, so schmeckte der Nussgeist.

Am nächsten Morgen ging es kurz vor zehn Uhr nach einem ausgie­bigen Früh­s­tuck auf die Wande­rung. Die Etappen glie­dern sich in zwei mal fünf und zwei mal zwei Kilo­meter. Unsere erste Etappe war fünf Kilo­meter lang und führte über Felder und durch schat­tige Wälder zur Brauerei Stadter* im Orts­teil Sach­sen­dorf. Dort gab es um elf Uhr quasi zum zweiten Früh­stück ein “Seidla” Stadter Bier, ein bern­stein­far­biges unter­gä­riges Land­bier. Der Brau­kessel wird noch mit Holz geheizt, das Bier ist leicht gespundet und schmeckte uns schon ‘mal sehr gut. Dazu ein Schmalz­brot, und so gestärkt ging’s an die nächste Etappe von fünf Kilometer.
*Für die Webseite kann ich nichts – das Bier und die Gast­lich­keit sind klasse!

Diese führt durch das grüne und schat­tige Tal des Flüss­chens Aufseß. Immer wieder bieten sich wunder­bare Ausblicke in das weite Tal, auf Mühlen oder land­wirt­schaft­liche Gebäude, man wandert im oder am Wald entlang, quert immer wieder das Flüss­chen über Brücken. Um etwa 13 Uhr, gerade richtig zum Mittag­essen, kamen wir in Unter­aufseß in der Brauerei Rothen­bach an. Im Gasthof gab es frän­ki­sche Brat­würste mit Sauer­kraut, dazu ein “Relaxed Spezial”, ein mit dem Hopfen “Relaxed” gewürztes ober­gä­riges Weiß­bier. Herr­lich erfri­schend, mit der Hopfen­note, aber auch dem weiß­bier­ty­pi­schen bana­nigen Aroma. Danach passte noch ein kleines “Premium Regio­nalis Pils”, Sabine schmeckte das Weiß­bier des Hauses sehr gut. Nun ging‘s an Etappe drei.

Nach zwei kurzen Kilo­me­tern kamen wir zur urigsten der Braue­reien, dem Kathi­bräu im Orts­teil Heckenhof. Der Kathi­bräu ist auch ein weithin bekannter Motor­rad­treff, was mehre Dutzend Motor­räder auf dem Park­platz eindrucks­voll bestä­tigten. Zum dunklen Bier des Hauses – herr­lich malzig, dabei nicht zu süß, löschte es den Durst und passt dabei wunderbar zum Nach­tisch – in unserem Fall haus­ge­machter Himbeer­ku­chen.

Beim Kathi­bräu lernten wir ein nettes Paar aus Bad Steben kennen, zu denen wir uns im sonst vollen Bier­garten an den Tisch setzten. Die beiden waren auf ihrer Harley hierher gefahren. Von ihnen erfuhren wir gleich noch von einer jungen aufstre­benden Brauerei in Bad Steben, dem Brau­haus Buden­schuster. Spaßige und schöne Infor­ma­tion war dabei, dass der dortige Bürger­meister der Brauerei den Rats­keller für den Ausschank und nach Büro­schluss den Rathaus­park­platz als Bier­garten zur Verfü­gung stellt.

Nun ging’s zum “Endspurt”, zurück zur Brauerei Reichold. Dort ruhten wir erst ‘mal unsere müden Beine aus – wir sind keine wirk­lich geübten Wanderer – und ließen uns zum Abend­essen dann Braten mit Klöß’ (Sabine) und Holz­fäl­ler­steak mit Brat­kar­tof­feln schme­cken. Dazu noch das eine oder andere Zwickl oder Lager, dann noch ein Brom­beer­likör für Sabine und einen gött­lich schme­ckenden Sauer­kirsch­brandy für mich. Irgend­wann fielen wir dann müde und froh über einen sehr schönen Tag ins Bett.

Am Freitag machten wir uns recht gemüt­lich auf den Heimweg, machten hier und da Station, auf ein Eis in der schönen Altstadt von Eber­mann­stadt, auf eine kleine Mahl­zeit beim Held Bräu in Oberails­feld, einem Orts­teil von Ahorntal. Dort gab es ein kleines Helles vom Haus, Räucher­fo­relle und – was sonst: Brat­kar­tof­feln.

Nach zwei schönen erleb­nis­rei­chen Tagen kamen wir am Frei­tag­abend wieder zu Hause an. Die Frän­ki­sche Schweiz haben wir ganz sicher nicht zum letzten Mal besucht. Schließ­lich gibt es da noch sehr sehr viele Braue­reien zu erwandern …

Kleine Geschichte am Rande: mit unserem Gast­geber kam ich auf ein paar Sätze ins Gespräch, und als ich ihm erzählte, dass ich India Pale Ales braue, rümpfte er etwas die Nase. Im Nach­hinein muss ich sagen, dass es mich nicht wundert, dass in dieser Gegend die “Craft­biere” nicht wirk­lich gefragt und verbreitet sind. Die Franken haben mit ihrer Braue­rei­dichte eine solche Auswahl an Bieren mit eigenen Charak­teren, dass sie gar nicht auf die Idee kommen müssen, da noch expe­ri­men­tieren zu wollen.