Vor langer Zeit habe ich ‘mal bei der Firma Film- & Videotechnik Gürtler gearbeitet. Wir haben damals auf den Münchner Messen immer die Monitore und Videogeräte aufgestellt, so auch auf der Interbrau, der fast direkten Vorläuferin der drinktec. Was uns damals (wie lange ist das her? 80er Jahre letztes Jahrhundert …) die Arbeit immer versüßt hat, war der Umstand, dass die Brauereien, bei denen wir die Monitore nach der Messe abholten, und immer mit Bier versorgt haben. Ich habe also eine lange und gute Beziehung zur Messe …
Am Montag und Mittwoch war ich auf der drinktec 2017. Heute möchte ich etwas für die Haus- und Hobbybrauer schreiben, denn auch für uns (ich gehöre ja selber dazu) ist ebenfalls einiges geboten.
Zunächst einmal habe ich meinen „Stamm-Lieferanten“ für meine Zutaten getroffen – hopfen-und-mehr.de aus Tettnang am Bodensee. Da habe ich schon bestellt, als Christian Herkommer den Versand noch selbst aus der heimischen Garage machte. Er war einer der ersten, die in Deutschland Malz, Hopfen und alle möglichen anderen Zutaten und Zubehöre für Haus- und Hobbybrauer vertrieb. Angefangen hat er selbst als Hobbybrauer, der sich über den Mangel an Bezugsquellen ärgerte. Heute ist er einer der großen Versender, und ich freue mich immer wieder, dass er nach all den Jahren immer noch Neuigkeiten auftreibt und anbietet, die das Brauen leichter oder spannender machen.
So zum Beispiel den „Brewie“, eine vollautomatische Kleinbrauerei, die mit 27 Liter Fassungsvermögen und 10 – 20 Liter Biermenge sozusagen „in der Einkocherklasse spielt“. Aber eben vollautomatisch. Voll programmierbar, voll integriert und mit vollautomatisierter Hopfenzugabe bietet das Gerät einen Komfort, von dem man am Einkocher träumt.
Dazu gibt es eine App und eine Online-Plattform, auf der man sich mit anderen Nutzern austauschen kann. Die Zutaten gibt es gleich als „Brewie Pads“, ebenfalls gleich bei hopfen-und-mehr.de. Aber auch eigene Rezepte können gebraut werden.
hopfen-und-mehr.de ist zu finden in Halle C1, Stand H2
Eine Ecke weiter hatte ich eine Art „Deja-Vu“. Ich habe mir natürlich immer wieder ‘mal Gedanken gemacht, wie ich meine Braukapazität vergrößern und meine Brauerei auch komfortabler gestalten kann. In Halle C1 habe ich fast exakt meinen Entwurf als fertige Kleinbrauerei gefunden. Die Firma Dreher Brauanlagen GmbH aus dem österreichischen Pottenstein baut Brauanlagen für Hausbrauereien bis hin zu mittelständischen Brauereien – von 180 bis 550 Liter Ausstoß pro Sud. Dabei kann die Kapazität dem Bedarf der jeweiligen Brauerei angepasst werden. Mit 4‑Geräte-Sudwerken (Maischepfanne – Läuterbottich – Würzepfanne – Whirlpool) können bis zu 4 Sude am Tag gebraut werden, was einen jährlichen Ausstoß von mehreren 10.000 Hektolitern bringen kann.
Auch sämtliches weitere Zubehör, also bis zur kompletten Brauerei, ist im Angebot.
Und: Bei Dreher bildet man die zukünftigen Brauer auch schon auf der eigenen Anlage aus. Somit ist hier ein richtiges Rundum-Paket geboten.
Aber was will der jetzt mit einer solchen Anlage?
Nein, die Firma Dreher präsentiert auf der drinktec den “Brauturm”! Ing. Andreas Schlögl (Geschäftsleitung) und Stefan Rath (Technik) zeigten mir diese professionelle Kleinbrau-Anlage, die gleichermaßen zu Hobbybrauzwecken als auch zur Rezeptentwicklung für eine größere Brauerei genutzt werden kann. Bei einer Kapazität von 50 Litern pro Sud und 3 möglichen Suden pro Tag kann ein Hausbrauer da schon ganz schön was an Bier brauen.
Die technischen Eckdaten sind:
- 50 Liter / 2–3 Sude pro Tag
- platzsparende Bauform
- Maischautomatik mit 5 Stufen
- 3 Rezepte speicherbar
- Induktiv beheizbar
- Maischepfanne mit Rührwerk
- isolierter Läuterbottich
- Würzepfanne mit Dampfkondensator
Ich persönlich könnte mir noch einen Wärmetauscher am Dampfkondensator vorstellen. Und die Würzekühlung könnte ebenfalls damit funktionieren.
Der Brauturm steht in Halle C1 Stand H8.
Über die „Hopfensau“ habe ich ja am Dienstag schon geschrieben. Die „Betonmischmaschine“ kommt ja ebenfalls aus Österreich und arbeitet mit Dampfheizung. Das Prinzip ist ebenso originell wie funktionell, und auch da kann der Haus- und Hobbybrauer alles aus einer Hand beziehen.
Da werdet ihr in Halle C1 am Stand H14 fündig.
Eine Mail im Vorfeld der Messe machte mich auf ein Kleinbrausystem aufmerksam, das ich so bislang noch nicht gesehen hatte. MiniBrew ist ein Produkt einer jungen Firma aus dem niederländischen Utrecht und schaut – ganz oberflächlich und von weitem betrachtet – erst aus wie eine Kaffeemaschine.
Dahinter steckt aber eine raffinierte Erfindung. Es ist ein All-in-One-Braugerät, ausgelegt für einen Sud von 5 Litern. Es ist konzipiert für Versuchssude in professionellen Brauereien, aber auch im Hobbybreich vorstellbar. Benötigt wird ein Wasseranschluss für’s Brauen und Reinigen, es arbeitet mit 230 Volt Haushaltsstrom und führt den Brauvorgang programmiert und vollautomatisch aus. Es können komplette Brau-Kits erworben werden, deren Rezepturen von den eigenen oder Partner-Braumeistern entwickelt wurden (ich habe gestern ein Weizen-IPA probiert, direkt aus dem MiniBrew-Smart-Keg – Klasse!). Aber auch eigene Rezepte können entwickelt und gebraut werden. 6 Hopfen-Dispenser im System helfen dabei, raffinierteste Geschmäcker zu erzielen.
Das „Smart Keg“, das mit dem Gerät geliefert wird, ist austauschbar und als Zubehör erhältlich, man kann also nach jedem Sud und Reinigung sofort wieder brauen. Im Keg befindet sich das Wasser und wird geheizt. Dann wird die Maische über Pumpen umgewälzt. Läutern und Hopfenkochen passieren ebenfalls in einem programmierten Ablauf. Zum Schluss kühlt das Gerät die Würze herunter auf Gärtemperatur, man gibt die Hefe hinzu und lässt das Bier ebenfalls gesteuert gären. Die Hefe wird nach dem Gären über einen kleinen Behälter, der am Boden des Kegs hinter einem Ventil angeschraubt wird, entnommen. Daraufhin dient das Keg mit entsprechendem Zubehör auch als Zapfanlage, aus der man das frische Bier genießen kann.
Alles in allem ein revolutionäres, einfaches und durchdachtes System, das auch preislich interessant ist – etwa 1.000 Euro blättert man hin.
Dahinter steht aber auch noch eine weitere Idee. Die MiniBrew ‑Nutzer können sich – weltweit – vernetzen. Zum einen kann man seine MiniBrew über eine App überwachen, zum anderen kann man sich über die Vernetzung auf der Plattform austauschen. Man kann Rezepte besprechen und tauschen. Man kann sogar „sein“ Bier z.B. in Südamerika „brauen lassen“ und dort vermarkten, ohne eine einzige Flasche verschicken zu müssen. Es gibt da ein interessantes Geschäftsmodell, das die Macher von MiniBrew besser erklären können als ich. Es ist auf jeden Fall einen Besuch wert – ihr findet MiniBrew in Halle B1 am Stand 441 zu Gast bei Dupont.
Bekannt sind ja schon die Braumeister von Speidel und die Braugeräte und Gärtanks von Grainfather. Speidel präsentiert den Braumeister in Halle C1 am Stand H11, Grainfather findet ihr in Halle B2 Stand 438.