Eine Hommage an die lokale Braukultur: am 14. März lud das Münchner Stadtmagazin MUCBOOK zu einem Event der g’schmackigen Art ins Jüdische Museum in München.
(Schon wieder Werbung – ich muss halt Namen und Marken nennen, sonst macht’s keinen Sinn)
MUCBOOK hatte für den Abend zum Ziel, innovative Münchner Craft Bier Brauereien und die inspirierenden Geschichten hinter den neuen Bieren während eines Bier-Tastings vorzustellen. Von der Suche nach dem richtigen Namen über die Gestaltung des Logos bis hin zum Design beliebter Geschmacksnoten und Lösungen für vegane Etikettenkleber gaben die Bier-Startups Einblicke in ihre Kreativprozesse. Nach einer Einführung von Marco Eisenack, Chefredakteur und Herausgeber von MUCBOOK, erzählte uns Bernhard Purin, Direktor des Jüdischen Museums, ein paar interessante Dinge über die jüdische Braukultur in München.
Jedes Bier Label hatte etwa 10 Minuten Zeit, seine Geschichte und die des Corporate Designs zu präsentieren. Und es waren dann auch so unterschiedliche Geschichten wie die Biere und Persönlichkeiten.
Marta Girg hatte die Designer Elisa und Anton Huber von etcorporate dabei, die die Geschichte des Designs von Münchens erster und bisher einziger zertifizierter Biobrauerei präsentierten. etcorporate ist ein international ausgezeichnetes Designbüro, sie gestalten Markendesigns, Verpackungen und Digitale Medien. Auftraggeber sind Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen – vom StartUp bis zum Marktführer. Bei der Haderner Brauerei haben sie sehr mit viel Einfühlung ins Thema Bier und Bio die Moderne und die Tradition im Corporate Design vereint. Von Haderner fehlte mir bis am Donnerstag das Weißbier in der geschmacklichen Sammlung. Das habe ich dann auch probiert und es hat mich überzeugt: Biobier steht dem „traditionellen“ in rein gar nichts nach. Am wenigsten im Geschmack.
BREWHEART – „Vier Biere für mehr Halleluja“ – Kopf-Kino
Andi Erfurt ist Gründer, Geschäftsführer und der kreative Kopf bei BREWHEART. Er wünscht sich noch mehr Offenheit in der breiteren Bevölkerung für neue, alternative Bierstile, die über die bei uns bekannten Bierstile hinausgehen. Er sieht langsam diese Internationalität Einzug halten über diejenigen, die wie sein Partner Roland und er begeistert sind und freut sich, dass die deutsche Bierlandschaft in den letzten Jahren zu leben begonnen hat. Mit ihren sehr charakterstarken Bieren tragen sie zur Vielfalt auf dem hiesigen Biermarkt bei, und mit „Ale Capone“ haben sie ein Bier für den „Einsteiger“ im Portfolio. Ihre Corporate Identity, die sie mit Grafikern zusammen entwickelten, ist entsprechend charakteristisch, einzigartig und für ihre eigenen Bedürfnisse mit hohem Wiedererkennungswert wandelbar. Mir persönlich gefällt dass das “gekippte B” zugleich ein Herz formt. An dem Abend habe ich Brewhearts „Hop Dylan“, ein kräftig gehopftes, obergäriges IPA, und „Brews Lee“, ein sehr geschmacksintensives und starkes Double IPA nach US-amerikanischem Vorbild verkostet. „Brews Lee“ hat mich dabei am meisten beeindruckt – eine „Hopfenbombe“ genau nach meinem Geschmack. Ich freu‘ mich auf euer neues „Baby“: „Juicy Liu“.
Steffen Marx berichtete von den Anfängen in einer Untergiesinger Garage und von der Entwicklung bis hin zur zweitgrößten Privatbrauerei Münchens. Interessant ist vor allem seine Geschichte rund um die Finanzierung der heutigen Brauerei und anderer wichtiger Projekte mittels Crowdfunding. Interessantes „Fun Fact“: auch Kinder haben sich offenbar Gedanken über das Erscheinungsbild der Giesinger Brauerei gemacht. Steffen hatte Beispiele dabei … Hier durfte eine Probe von „Giesinger Sternhagel“ nicht fehlen, einem starken, obergärigen Vierfachbock mit kräftiger Malzsüße und fruchtigem Hopfenaroma.
… hatte leider die Designerin Nina Bachmann nicht dabei, die witzigerweise auch noch Illustratorin im Medienhaus München ist, der Heimat des Veranstalters MUCBOOK. Marco Eisenack hatte die Designerin gleich beim ersten Anblick des Isarkindl-Etiketts erkannt. Auch hier stand die Entwicklung des Corporate Designs im Vordergrund der Präsentation von Simon Klur und Xaver Amler.
Für mich der Kracher des Abends: Dump Beer ist eine Kunst Aktion von einem Team um Thomas Eggert und Peter Mertens, Geschäftsführer von Pierro Mortadellas Designzirkus, die zeigt, wie leer die Aussagen der Populisten weltweit sind. Man kann die Phrasen austauschen und einfach einem anderen Produkt überstülpen. Das tun sie mit Bier, das mir dazu auch noch geschmeckt hat. Bisher sind die Präsidenten von Russland und der USA die Zielscheiben, aber es ist auch eine „Erdocan“ denkbar.
Es hat Spaß gemacht, euch zuzuhören, mit euch zu plaudern und anzustoßen.
… brachten ihren Designer Paul Grabowski mit, der Bier für Bier die kreativen Prozesse bis zum fertigen Etikett beschrieb. Paul Grabowski ist Kommunikationsdesigner und arbeitet wie die meisten Designer für die unterschiedlichsten Branchen. Gemeinsam ist allen Projekten seine unverwechselbare Handschrift. Bryan und Max haben ja ein nicht gerade kleines Portfolio, so hat auch der Designer eine Menge zu tun. Und bei den beiden hat er völlig freie Hand bei der Gestaltung. Er bekommt den Namen des neuen Biers und vielleicht noch die Eckdaten des Sudes, und dann macht er …
Zu guter Letzt las der Münchner Fotograf Volker Derlath schöne Bier-Lyrik-Verse aus seinem von ihm herausgegebenen Buch „Sei mir gegrüßt, du Held im Schaumgelock“ und zeigt Bilder vom Bierkonsum und dessen mannigfaltigen Aus‑, Neben- und Nachwirkungen. In all seinen Texten und auf all seinen Bildern war aber nichts von „Bierdimpfeligkeit“ zu erkennen – (kulinarische) Unterhaltung vom Feinsten!
In meinen Augen war der Abend ein voller Erfolg. Es kamen – ohne große Werbung – mehr Leute als zu manch schwer beworbenen Event, die Auswahl der Brauereien war vielseitig und gelungen, die Geschichten interessant und unterhaltsam. Ich habe alte Bekannte getroffen, Freundschaften vertieft und das eine oder andere sehr inspirierende Gespräch gehabt.
Bitte wieder machen …