Lang war es schon angekündigt. Als Bierliebhaber auf Facebook unterwegs, wurde ich in den vergangenen Wochen täglich mindestens einmal daran erinnert, dass ich mich für eine Veranstaltung am 5. und 6. Mai interessiere.
Klar, logisch. Natürlich bin ich am Freitag auch da hin gefahren. Öffentlich, wie es sich für einen Abend gehört, der im Zeichen guten Bieres steht.
Kurz hinter dem Hinterausgang des Münchner Ostbahnhofes habe ich dann mitten in einem Baugebiet, wo früher ‘mal Kartoffeln verarbeitet wurden und das zwischendurch der “Kunstpark Ost” war, in einem der letzten Überbleibsel dieser Subkultur die Veranstaltung gefunden. Draußen ist es wahrlich alles andere als einladend.
Aber erst mal drin, hat man sich rasch an die Umgebung gewöhnt, kennt man das doch von so vielen Veranstaltungen. Okay, ich bin nicht wegen dem Ambiente hier, sondern wegen feinen Bieren und der Menschen, die diese mit Leidenschaft machen und deren Leidenschaft ich seit Jahren teile.
Gleich nach dem Entrichten des Eintritts ging’s zu meinen Freunden von Yankee & Kraut. Bryan und Max haben immer etwas dabei, mit dem sie mich überraschen. Dieses Mal wollte ich aber mit einem IPA beginnen, also wurde es “Apotheose”. Ich liebe IPAs, somit auch dieses mit seinem fruchtigen Duft und Aroma und dennoch bierigen, aber dezenten Herbe. 6,8% Alkohol sind zwar kräftig, aber nicht übertrieben viel.
Endlich hatte ich auch Gelegenheit, mit Tilman Ludwig ein paar Worte zu wechseln, einem der ersten “jungen Wilden” der Münchner Craftbierszene. Ein Enthusiast durch und durch. Ich hoffe, dass wir öfter voneinander hören oder lesen. Sein “Sunny Ale” mit nur 3%, aber viel Ale-Aroma, macht Vorfreude auf den Sommer.
Munich Brew Mafia. Nach “Don Limone”, einem Aromakracher mit dem Hopfen Citra (ich liebe es!) war es dieses Mal “Habemus Cervisiam”, ein “Smokey Dubbel”. Bier, Es vereint die malzige Aromatik belgischer Abteibiere mit einer rauchigen Note. Was komplett neues, mit 6,7% nicht gerade leicht, hat es mir geschmeckt. Allerdings werde ich IPAs dann doch den Vorzug geben. Oder eben “Don Limone”. Das liebe ich, wie gesagt.
Der Tölzer Mühlfeldbräu kommt mit einem Imperial Whisky Ale daher. Bisher kannte ich das als Stout oder Porter. Aber IPA? Was die Tölzer da in Slyrs-Whiskyfässern gereift haben, überzeugt. Kein Wunder, ich mag außer Bier ja auch Whisky. Hier neben den Whisky-Aroma hell, herb und fruchtig. Und a wengerl schnapsig. Das darf es aber. Ein schöner Digestif zum Beispiel. Und da ich ja selber ein Whisky Ale als Projekt am Reifen habe (ganz ohne Schnapsfass), machen mich solche Sachen immer neugierig.
Beim Hopfenhacker Werner Schuegraf habe ich mit “Kill Bill” ein Bier im Stil “Belgisches Wit” probiert. Aromatisiert mit Bitterorange, Koriander, Kreuzkümmel und Bergamotte ist das ein Erlebnis. Es tanzt auf der Zunge und ist mit 4,4% auch gut verträglich.
IPANEMA ist ein Session IPA. Laut Brauer mit einem Duft nach Holunder und Maracuja, dabei sehr frisch, nicht zu bitter, mit deutlicher Hopfennote. Den Hopfen verraten sie nicht. Und für Diskussion sorgte meine Nase, die mir etwas von aromatischem Quittengelee vermittelte. Und genau deshalb mag ich es. Die Brauer haben sich außerdem dem Bio-Gedanken verschrieben. Noch ein Pluspunkt.
Das “Dicke Ende” war es noch nicht ‑oder doch. Heißt es doch so, das Bier aus der Brauerei Zwanzger aus Neustadt a. d. Aisch. Überschrieben mit “Hopfen, Hopfen, Hopfen” macht es mir Spaß. An “Unterhopfung” leidet danach sicher niemand mehr.
Zu guter Letzt habe ich bei den Jungs von der Crew Republic einen Barley Wine genossen. Trockenbeeren, Rosinen und eine leichte weinige Säure machen diese speziellen Biere immer zum Erlebnis. Dazu kam noch eine Begegnung der ganz charmanten Art. Jessica Dillinger, eine der Finalistinnen für die bayrische Bierkönigin, stieß mit mir an, und wir hatten ein nettes Gespräch und viel Spaß. Meine Stimme für dich hab’ ich noch auf der Heimfahrt abgegeben.
Alles in allem ein gelungener Abend. Leider schafft man nie so viel, wie man eigentlich möchte. Aber ich habe mich über die alten Bekannten und die neuen Kontakte gefreut und darüber zu sehen, dass wir einfach alle und zuvorderst Bier-Enthusiasten sind.