Die “Craft Beer Bewegung” sorgt seit längerer Zeit für neue Geschmacks-Impulse (nicht nur) in der deutschen Bierkultur, aber auch für Diskussionen.
Was ist denn “Craft Beer”?
Eine genaue, endgültige Definition für Craft Beer gibt es nach wie vor nicht. Der aus dem amerikanischen* stammende Begriff bedeutet übersetzt einfach “handwerklich gebrautes Bier” (Craft = das Handwerk).
In der “Szene” haben sich ein paar Grundsätze aber dennoch durchgesetzt:
Craft Beer steht für
- handwerklich gebrautes Bier
- aus unabhängigen, zumeist kleinen Brauereien
(Nicht nur) ich sehe das so:
“Handwerklich gebraut” ist im Idealfall jedes Bier. Nur nehmen die Craft Beer Brauer einige Unterschiede für sich in Anspruch.
Traditionelles Handwerk tut sich mit Kreativität, Experimentierfreude und Innovation zusammen. Craft Beer setzt den “homogenen Massenbieren” individuelle Geschmacksvariationen und damit vielfältigen Biergenuss entgegen.
Das Online-Magazin Hopfenhelden beschreibt Craft Beer so:
“Craft Beer ist das Gegengewicht zum Mainstream-Bier der Braukonzerne.
Seine Macher sind jung, unabhängig und unkonventionell. ”
Den ersten Satz unterschreibe ich. Was da in den letzten Monaten und Jahren auf den Markt gekommen ist und fast täglich neu hinzukommt, hebt sich von den Produkten der großen Konzern- (und auch vielen Privat-) Brauereien zum (großen) Teil sehr positiv ab.
Im zweiten Satz möchte ich fragen, wie “jung” definiert ist. Gibt es eine Altersgrenze für Craft-Bier-Brauer? Ich behaupte: Nein. Meine eigene Erfahrung sagt mir, dass es mindestens ebenso viele “alte” wie “junge” Kreative, auch in Sachen Bier brauen und genießen, gibt.
Neuem gegenüber aufgeschlossen zu sein ist keine Frage der Jahre, sondern der Offenheit.
(Von mir, in aller Bescheidenheit)
Ob man diese neuen Biere mag oder nicht, vielleicht doch bei einem Bier aus einer Großbrauerei bleibt, ist Geschmackssache und jedem selbst überlassen. Es muss sich auch keiner schämen, wenn er ein Augustiner oder etwas in der Art trinkt.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten.
*amerikanisch … :
Der Beginn der Craft Beer Bewegung liegt in den USA.
Dortige Biere hatten lange den berechtigten Ruf, dünn und schal zu sein. Es gibt dort auch immer noch solche …
Die Vielfalt hielt sich ebenfalls in Grenzen: 1985 zählte der Kontinent lediglich 110 Brauereien.
30 Jahre später liegt die Zahl über 3000 und damit mehr als doppelt so hoch als in Deutschland (1388, Stand 2015).
Der wachsende Wunsch nach mehr Geschmacksvielfalt und besserer Qualität führte in den USA zur Bewegung der “Home Brewer” – begeisterte Hobby-Brauer, die zu Hause mit großer Begeisterung ihr eigenes Bier brauten.
Viele von ihnen machten sich in der Folge mit ihren kleinen Brauereien selbstständig, trafen auf begeisterte Nachfrage und steuerten auf Erfolgskurs.
Um nur ein Beispiel zu nennen:
Die Samuel Adams Brauerei wurde 1985 von Jim Koch aus Boston mit seiner Partnerin Rhonda Kallman gegründet. Sie zogen damals selbst von Tür zu Tür und boten ihr Bier an. Belieferten sie damals 25 Bars und Restaurants in Boston, kann man heute ihre – im Lauf der Jahre wechselnden – über 50 Bierstile in allen US-Bundesstaaten und über 20 Ländern weltweit genießen.
Ich habe 2011 mit großer Begeisterung auf einer Reise durch den Südwesten der USA viele verschiedene Biere aus vielen, zum Teil kleinen Brauereien genossen. Samuel Adams Boston Lager® war eines davon.
2013 besetzte Craft Beer bereits 7,8 Prozent des Biermarkts in den USA – Tendenz steigend.