Frank-Michael Böer begrüßte uns am Freitag um 14.00 Uhr zum Presserundgang, bei dem verschiedene Vertreter der Aussteller an ihren Ständen vorgestellt wurden und auch selbst zu Wort kamen, und nicht zuletzt durften wir bei jeden eine Kostprobe genießen und erhielten Informationen dazu.
Schwerpunktthema dieses Jahr waren die traditionellen Bierstile wie Helles, Weißbier und Pils und deren teilweise neue Interpretationen durch die kreativen Brauer, nicht nur aus der Craftbierszene.
Ich gebe ja immer wieder meinen Senf zum Thema ab – es ist toll, was sich da an Kreativität tummelt, aber auf Dauer braucht ein Brauer ein „Brot- und Butter-Bier“ (Böer). Er – oder sie – muss ja auch leben können vom Brauen. Mit immer noch einem IPA oder noch exotischeren Sorten macht man zwar von sich reden, die Sachen schmecken ja auch den Genießern („Schmeckt nicht“ gibt’s nicht!), aber die „breite Masse“ holt man damit nicht ab. Ich kenne viele Altersgenossen (ich bin „gut in den 50+“), die keinerlei Bedarf für Craftbier sehen, das Angebot der Produkte der großen Brauereien ist doch gut und da ist für jeden etwas dabei. Gut, wer damit glücklich ist, der soll’s auch sein. Aber es gibt viele junge und auch nicht mehr ganz so junge Bierfreunde (wie mich), die neben einem Bier aus der Großbrauerei auch einmal gerne etwas ganz anderes probieren. (Wer meine Geschichte kennt, weiß, warum ich meine Nase da ganz tief reinstecke. Selbst braue ich regelmäßig „mein IPA“, die „Sommerfrische“, daneben mache ich gerne auch Experimente. Dazu kommen später auch noch ein paar Worte.)
Also haben die jungen und kreativen Brauer angefangen, internationale Bierstile zu brauen und in Deutschland an den Mann und natürlich die Frau zu bringen. In den vergangenen Jahren, besonders den letzten fünf, haben sich da richtig viele kleine und kleinste Brauereien mit ganz vielen IPAs und auch vielen anderen „besonderen“ Bieren im Repertoire gegründet. Diese Brauereien überraschen so gut wie jede Woche mit neuen Ideen und Kreationen. Ob diese Biere am Markt bestehen oder nicht, hängt natürlich in der Hauptsache davon ab, ob das neue Bier Liebhaber findet oder nicht. Die Veranstaltungen rund um Craftbier und kreatives Brauen, allen voran die Braukunst Live!, zeigen, dass ein Markt vorhanden ist. Und ich treffe immer mehr Leute jenseits der 40 und 50 da an.
Trotzdem: allein davon kann eine Brauerei nicht leben. Ein Brauer muss brauen und soll nicht jedes Wochenende irgendwo anders auf einem Markt oder in einem Geschäft stehen und seine exotischen Biere anpreisen müssen. Nach der Werbeaktion kommt das Bier ins Regal und wird da dann gerne bald vergessen. Mit einem Hellen, einem Weißbier, was man in Bayern (oder weiter nördlich eben Pils) eben als Bierstil seit Jahrhunderten kennt, holt man auch die „traditionellen“ Bierkonsumenten eher ab, bringt sie dazu, auch mal etwas neues auszuprobieren. Und ist das Produkt stimmig und authentisch, darf, nein soll es den kleinen Tick haben, der dann für eine geschmackliche Überraschung sorgt. Übertreibt man es nicht, hat man den neuen Kunden fast sicher.
Daneben kommen dann die IPAs und die „Exoten“ ins Spiel, die ja teilweise polarisieren. Das dürfen und das sollen sie sogar. Denn da finden dann alle Liebhaber ihre ganz besonderen Lieblinge heraus, und können sich bei den einschlägigen Veranstaltungen über die neuen Biere freuen. Auf Dauer funktioniert das aber eben nur, wenn die Brauer davon auch leben können, mit Betonung auf „Leben“.