Früh morgens am Mittwoch (14.11.) sind mein Brauspezl Dieter Scholz (Kellerbrauerei Prittlbach) und ich losgefahren, um in Nürnberg neue Informationen und Insprirationen zu sammeln. Für mich war es der erste Besuch auf der BrauBeviale.
Und ich kann gleich sagen: Nicht der letzte!
Als Ziele hatte ich mir den Pavillon “brau@home” in Halle 9 gesetzt, dazu Informationen zum Thema Rohstoffe, vor allem Hopfen, sowie technische Lösungen (oder Ansätze dazu) für Haus- und Hobbybrauer, selbstverständlich nicht zuletzt mich selbst.
Ergänzt wurde der durch die bekannte und etablierte Craft Drinks Area sowie eine Speaker’s Corner, wo man sich Fachvorträge zu allen Themen rund um Bier und Brauerei anhören konnte.
Das Thema Heim- und Hobbybrauen, zunehmende Zahlen an Klein- und Mikrobrauereien und eine wachsende und lebendige Entwicklung der Craftbier-Szene haben sowohl international als auch in Deutschland selbst die Bier-Branche und die Denkweise in den letzten Jahren stark verändert. Das macht sich nicht zuletzt daran bemerkbar, dass sowohl große Brauereien sich – auch mit eigenen Bieren – an Craftbier-Veranstaltungen beteiligen als auch das Thema Heim- und Hobbybrauen auf großen Veranstaltungen wie der Drinktec und der BrauBeviale zunehmend Beachtung findet und gefördert wird.
Doch zunächst ging es zu Erich Baumgartner von ebatec mit der JEMI Flaschenwaschmaschine. Dieter hat eine solche in seiner Kellerbrauerei und ich beneide ihn darum. Ich miete mich noch in die heimische Spülmaschine ein, was für mich aber auch genügt. Noch braue ich für mich selbst und Freunde …
Die JEMI überzeugt mit durchdachter Funktionalität und Flexibilität. Es kann jeder Flaschentyp und – mittels Adapter – auch Fässer darin gereinigt werden. Der Flaschenkorb kann vom Kunden mit einer Schablone (Bauplan gibt es beim Hersteller) an den eigenen Flaschentyp angepasst werden, und durch die Positionierung und Ausrichtung der Düsen ist eine optimale Reinigung gewährleistet.
Nach einem ersten Bier und einer kleinen Jause ging es dann weiter.
Das Thema war Hopfen. Dieter bezieht seine Rohstoffe in einem größeren Maßstab als ich – er hat eine 150-Liter-Anlage und man bekommt sein Bier auch in einem Dachauer Restaurant und bei einem örtlichen Getränkehändler, und nicht zuletzt freut sich ganz Prittlbach samt Kennern aus umliegenden Gemeinden jedes Jahr auf sein Bier beim Dorffest. Folglich standen Besuche beim Verband Deutscher Hopfenpflanzer e.V. und der HVG Hopfenverwertungsgenossenschaft e.G. an.
Wie viele Aussteller und speziell Anbieter von Rohstoffen hatten gerade diese beiden Biere zur Verkostung am Stand.
Darunter machte ein Grünhopfen-Pils mit 5,2% Alkohol und 45 IBU neugierig. Ich liebe Grünhopfenbiere, den Duft und Geschmack frisch geernteten Hopfen. Das hier hat mich dann auch darin bestärkt. Auch ein „Amarillo“ Pale Ale mit Hopfen Taurus und Tradition ´beim Würzekochen und Amarillo sowohl im Whirlpool als auch in der Kalthopfung mundete mir da sehr gut. Ein Session Lager namens „Mad Callista“ von Braukraft rundete ab. Dass Callista der Hopfen da drin ist, sagt schon der Name.
Hopfenanbieter nicht nur aus Deutschland, auch aus dem Ausland waren auch zahlreich vertreten.
Comptoir agricole – die Agrargenossenschaft in Hochfelden im Elsass, Frankreich, vertrat mit „Hop France“ die elsässischen Hopfenproduzenten. „Creators of flavour“ stand als Slogan am Stand – und die Hopfen mit ihren Aromen waren geschmackvoll präsentiert und klangen spannend. Man hatte auch Biere am Hahn, gebraut mit den jeweiligen Hopfen. Uns tat es der „Barbe Rouge“ an, er verspricht Aromen von roten und dunklen Beeren, auf dem Foto war ein rotes Bier zu sehen. Nach dem Kosten brachte uns beide das Foto zusammen mit den Aromen auf die Idee eines „Damenbieres“. Meine Idee dabei ist die Verwendung von Carared, Best Red (x) oder Meladoininmalz und eben Hopfen „Barbe Rouge“.
Biere gab es auch bei BrauKon, der Schwesterfirma von Camba Bavaria aus Seeon. BrauKon baut Brauanlagen, und weil dahinter auch eine eingesessene Brauerei steht, ist es sozusagen „von Brauern für Brauer“ gemacht. Wir gönnten uns eine Probe vom Camba-Bieren, in meinem Fall das „IPA“ mit den Hopfen Mosaic, Cascade, Chinook, Citra. Gewohnt solide, süffig und ausgewogen. Ich kann nur immer wieder sagen: Ich liebe IPA!
Aber nicht nur der Biergenuss führte mich herum, auch interessante Technik gab es zu sehen. Bei Polsinelli , Hersteller und Vertreiber von Technik für Önologie und auch Brauerei aus dem süditalienischen Isola del Liri freute sich Daniele Polsinelli über reges Interesse an seinen Geräten und einer kompletten Kleinbrauerei, die man wie ausgestellt eigentlich sofort in Betrieb nehmen kann. Interessant sind auch die Preise der Italiener – im Schnitt fährt man günstiger als bei manch anderem Anbieter. Über Erfahrungen gilt es zu berichten. Ich nahm eine Idee für den Läuterbottich mit …
Bei Daniel Bassing mit seinem „Craftbier-Ingenieurbüro“ habe ich eine Kleinstbrauanlage (seine eigene) mit seiner selbst entwickelten Steuerung gesehen. Darüber wird es zu gegebener Zeit einen eigenen Artikel geben, ich bleibe mit Daniel in Kontakt. Im „richtigen Leben“ entwickelt er mit Komponenten seiner Partnerfirmen Brauanlagen und alles rund ums professionelle Bierbrauen für Brauereien fast jeder Größe. Der Mikrobrauer ist bei ihm genauso gut aufgehoben wie die Gasthausbrauerei.
Für die „Großen“ war natürlich alles geboten, was für Getränkeproduktion wichtig und interessant ist – Sudhäuser jeder Größe, so z.B. vom Primus Kaspar Schulz, ebenso wie das Angebot kompletter schlüsselfertiger Fabrikationsanlagen inklusive Abfüllung sowie Abwasser- und Abfall-Logistik. Getränkebehälter von der Flasche bis zum Holzfass, Etikettierung, Verschlüsse und Präsentation, Kühlung, Ausschank – für alles fand man Angebote. Für uns Haus- und Hobbybrauer war dies zwar alles ein paar Nummern zu groß, aber interessant anzuschauen und vielleicht gut für die eine oder andere Idee für die eigene Brauerei, die man dann im heimischen Bastelkeller ausprobieren kann.
Zu guter Letzt fanden wir uns am Stand vom Yakima Chief Hops ein, wo es auch wieder jede Menge über Hopfen zu erfahren gab und wo wir noch das eine oder andere Bierchen, gebraut mit den Hopfen aus dem Angebot, probierten. Mich begeisterte ein Pale Ale mit den Hopfen Citra, Mosaic und Columbus. Es erinnerte mich an „Multi-Vitamin“, was da Nase und Gaumen kitzelte. Und es begeisterte mich.
Auf der BrauBeviale wurde auch der Beer Star 2018 verliehen. Mit 2.344 Bieren aus 51 Ländern konnte ein erneuter Teilnehmerrekord erzielt werden. Im Vergleich zum Vorjahr (ich berichtete) bedeutete das einen Zuwachs um 9%.
Auf der Siegerliste finden sich viele bekannte aus Deutschland, so wie im letzten Jahr die Private Landbrauerei Schönram mit hellem Leichtbier – mein erneuter Glückwunsch an Eric Toft, die Schwarzbräu GmbH aus dem schwäbischen Zusmarshausen mit Festbier und „New Style Lager“, ich würde sagen „neuinterpretiertem Hellem“, es finden sich Lemke aus Berlin, die Munich Brew Mafia und Giesinger Bräu aus München, Crew Republic aus Unterschleissheim, aber auch viele Brauereien aus aller Herren Länder, darunter auch Größen wie Samuel Adams aus Boston, MA, USA, und und und …. Meine Glückwünsche an alle Gewinner. Wer es nachlesen möchte: hier ist der Link zur kompletten Gewinnerliste.
Ebenso fand das Finale der Deutschen Meisterschaft der Biersommeliers hier statt (ich berichtete von der Weltmeisterschaft 2017 in München).
Am Ende des Messetages stieg ich müde, aber beschwingt (nicht nur von den feinen Bieren) in die U‑Bahn Richtung Hauptbahnhof, wo ich mit einem fröhlichen „Hallo Wini“ von hinter mir begrüßt wurde – mein lieber Freund (darf ich mittlerweile sagen, oder?) Markus Hoppe war natürlich auch auf der Messe. Schade, dass wir uns erst am Bahnhof getroffen haben. Aber nun steht ein baldiger Besuch in Waakirchen an …
Winfried Hermann
Über die BrauBeviale:
Die BrauBeviale findet seit 1978 im Messezentrum in Nürnberg statt. Im Jahr 1980 kamen bereits 152 Aussteller und 2.478 Besucher ins Messezentrum Nürnberg. Ihren Ursprung hat die heutige Investitionsgütermesse in Bamberg, wo sie im Jahr 1957 als Fortbildungslehrgang und gesellschaftliches Event der Branche aus der Taufe gehoben wurde.
Mit über 40.000 Fachbesuchern war die BrauBeviale in 2018 die international wichtigste Investitionsgütermesse entlang der Prozesskette der Getränkeherstellung: Rohstoffe, Technologien, Logistik, Marketing. Mittelstand und Global Player aus Europa und der ganzen Welt nutzten die kreative Atmosphäre der BrauBeviale, um Lösungen zu schaffen. Sie ist längst eine der europäischen Leitmessen rund um die Themen Produktion und Vermarktung von Bier und alkoholfreien Getränken.
Quelle: BrauBeviale