Am Freitag, noch vor dem Presserundgang, habe ich Amperbräu besucht. Nachdem ich das Amperrauschen (das Helle) und den Hopfenbazi (hopfiges Kellerpils) schon kannte, war ich neugierig auf etwas Neues. Matthias Bachhuber stellte mir “von herzen” vor, ganz neu im Portfolio. Das ist ein Wiener Märzen mit viel Potential. Für ein Märzen noch ein wenig “leicht”, habe ich neben süffig malzigen Tönen frische Noten von Pfirsich, aber auch frisches “Grün” wahrnehmen können. Mit klar spürbarer, aber nicht “bitterer” Herbe, erinnert es im Abgang daran, dass es ein Bier ist. Ich mag den Hopfenbazi, und ich freue mich drauf, künftig auch dieses Bier genießen zu dürfen. Ich hoffe, das geht fest ins Portfolio über.
Markus Hoppe hat drei “Versuchssude” gemacht und seine Fans gefragt, welcher ihnen warum am besten geschmeckt hat. Aus den Ergebnissen hat er, wie er sagte, das finale Rezept für sein Helles kreiert und dieses nun auch auf der Braukunst Live! ausgeschenkt. Nachdem ich die Sude zwei und drei probiert hatte, und der letzte mein Favorit war, bin ich natürlich ganz neugierig zu Hoppebräu an den Stand gegangen. Markus ist wieder ein wenig von Sud drei abgewichen – so ist das eben bei einem “demokratischen Prozess”. Aber sein Helles, wie es jetzt ist, darf so bleiben. Sehr gut trinkbar, süffig malzig, aber nicht “süß”, mit spürbarer Hopfung, dabei natürlich nicht bitter, aber frisch und perlig geht es über Lippen, Zunge und Gaumen und dann den Hals hinunter. Das ist ein Helles, das sowohl Traditionalisten unter den Biertrinkern als auch die Craft-Gemeinde begeistern kann. Ich freu’ mich drauf, dieses Bier zumindest bei Ausflügen ins Tölzer Land öfter mal genießen zu dürfen, werde es aber auch immer bei der Landbierzentrale von Liebick in Germering holen.
Bei Yankee & Kraut hat mir Max Senner eine Eisbock-Cuvée kredenzt. Dazu brauche ich denke ich nicht viel zu sagen: Eisbock ist ein besonderes Starkbier, sozusagen die “Essenz” des Biers, durch Kälte und Gefrieren von Wasseranteilen im Bier hoch konzentrierter Geschmack nach Malz, Malz und nochmal Malz. Ganz dunkel. Das trinkt man auch nicht “mal eben so”, sondern genießt es nach einem feinen Essen. Ich kann es mir auch zum Dessert vorstellen. Bryan und Max haben da das Beste von Besten zu einer Cuvée gemacht.
Auch am Stand von Yankee & Kraut kam ich zu einem Schlückchen “Juicy Pony”, einem “Sour IPA” von der Ugly Duck Brewing Co.. Nicht geplant, aber sehr überraschend. Noch nie habe ich so deutlich eine Maracuja im Bier gerochen. Beim Trinken hat es dann dem “Sour” im Namen Ehre gemacht. Nicht jeder mag saure Biere, aber ich freunde mich mehr und mehr damit an.
Kleines, aber für mich ganz wichtiges Highlight bei Yankee & Kraut: die beiden haben mir auf der Braukunst Live! 2017 ein paar wichtige Ratschläge zu meinem Whisky-Ale gegeben. Ich hatte etwas davon dabei, und von beiden kam beim Riechen und Probieren ein begeistertes “Wow!” und von Max die Feststellung “Du hast da tatsächlich Whisky-Aromen reingebracht”. Ich bin glatt 10 Zentimeter gewachsen, so hab ich mich gefreut. Ich weiß nun aber auch noch, dass ich an einem Stellschräubchen noch ein wenig drehen muss, wenn ich das wieder braue. Und ich möchte es in einem Whisky-Fass reifen lassen (hat jemand sowas mit 20 – 50 Liter Fassungsvermögen zu fairem bezahlbarem Preis?)
Ebenfalls “alte Bekannte” traf ich bei BraufactuM. Biersommeliere Marita Michel war wieder da, und ich habe bei ihr das “Sina” und auch noch mal “Darkon” probieren dürfen. Darkon habe ich schon mal beschrieben, und mein Plan für einen Braten in Sauce von Darkon steht immer noch. Sina ist ein herrlich frisches und leicht trinkbares „Dry White IPA“, das mit 6,9 % aber kein “Leichtgewicht” ist. Vergoren mit Weißbierhefe, wurde dank Maische und Gärverfahren mehr Zucker verarbeitet als sonst normal, was letztlich für das “Dry” im Namen verantwortlich ist. Daneben sind fünf Hopfen mit im Spiel: Enigma, Callista, Comet, HBC 520 und HBC 522 (letztere sind relativ neu und haben deshalb noch keine anderen Namen”). Enigma wurde beim Würzekochen zugesetzt und sorgt für kräftige 50 EBU (Bittereinheiten). Die anderen vier kamen beim Kalthopfen dazu und sind für Noten von tropischen Früchten und ganz klein wenig “Banane” zuständig. Trotz der kräftigen 6,9 % ist das für mich ein Bier für einen lauen Frühlings- oder Sommerabend.
Im “The Lab” habe ich bei Almut Emma Zinn aus Freiburg im Breisgau ein Bier probiert. “Emma – Biere ohne Bart” hat mich neuigierig gemacht. Sie hat 2012 auf einer USA-Reise Biere kennengelernt, wie sie sie damals aus Deutschland nicht kannte. Ihre Begeisterung war geweckt, sie hat für sich selbst zu brauen begonnen, und nach einigen Erfolgen mit ihren Bieren dann 2014 mit ihrer eigenen Marke angefangen und 2016 komplett vom Lehrerinnenberuf auf Brauerin umgesattelt. Auf der Braukunst Live! hatte sie neben anderen ihr Kuckucks Rot Sonderedition dabei. Das ist ein “Black Forest Farmhouse Ale”, wie sie es nennt. Neben Pale Ale- und Wiener Malz hat sie Caraamber und Best Red X (neben Wiener eins meiner Lieblingsmalze für Export) drin, Hopfen Chinook, Amarillo, Citra und Galaxy tun das ihre zum fruchtig-frischen Aroma, und belgische Saison-Hefe bringt noch etwas kräuteriges sowie Gewürznelke und Muskat mit sich. Eine Entdeckung!
Die Werbung machte schon ein paar Male Furore – der erhobene Mittelfinger – der “Effinger” – provoziert so manchen. Oliver Hill, Gründer und Geschäftsführer der Burgerkette Effe&gold mit Hauptquartier in Dachau sieht einem sehr bekannten früheren FC-Bayern-Star sehr ähnlich, der diesen “Effinger” zu seinem Symbol machte (ich dachte ganz zu Anfang tatsächlich, er wäre es wirklich!). Eben zu den Effe&gold-Restaurants und den sehr leckeren Burgern passen nun die Effinger-Biere. Das Konzept der Restaurants ist schon “nur das Beste aus der Region”, das setzt sich auch beim Bier fort. Die Brauerei ist der Kapplerbräu im Markt Altomünster und ich kenne diese bereits durch mein Lieblings-Pils und als Unterstützer bei meinen Brau-Workshops. Ich hatte schon auf der diva 2017 in Dachau und kurz danach Effinger gekostet – sie hatten einen Foodtruck nebst Barwagen da. Nun durfte ich nochmal alle drei Biere kosten und habe mit Oliver und auch mit den Brauern Hans Wiedemann und René Schnotz spannende Gespräche über Bier und Genuss gehabt. Kurz nach der diva hatte ich schon das Vergnügen der Bekanntschaft mit dem “Effinger Dark Side”. In Bayern hat man gerne auch ein Traditionsbier im Angebot, und Dark Side ist ein solches. Es ist vollmundig, prickelnd und bringt eine würzige Note von Röstaromen mit. Damit interpretiert Effinger Dark Side dunkles Bier neu. Indian Beervana ist die “bayrische Antwort auf das Indian Pale Ale”. Mit Nordbrauer – und Mittelfrüh Hopfen wurde ein herber Grundgeschmack erreicht. Eine Portion Summit Hopfen (aus Übersee) verleiht dem Indian Beervana eine persönliche Note. Nicht zuletzt möchte ich auf “Effinger Kühles Blondes” eingehen. Für mich ein ideales Sommerbier: frisch, hopfig, mit Nordbrauer-Hopfen und Hallertauer Perle und – auch hier aus den USA – Lemondrop Hopfen. Für Einsteiger in die Craftbiere ist das ideal, schmeckt aber auch dem “Profi”. Wir sehen uns wieder!
Bier rockt! Wer’s mag, weiß das eh. Michael Pöttinger, Sänger und Songschreiber der Band BLOCK hat das wörtlich genommen und ein Bier kreiert, das zum “Salon.Punk” seiner Band passt: BLOCK IP. Mit einer Stammwürze von 15,5%, 6,8%vol Alkohol und 45 IBU. Charakterstarke Hopfensorten Centennial und Simcoe und helle Malzsorten sorgen für ein klares und typisches Aroma. Michael Pöttinger wollte ein Bier, das zu seiner Musik passt. Ich finde, es rockt.