Jetzt ist sie Geschichte – die BRAUKUNST LIVE! 2017
An drei Tagen haben sich Aussteller aus verschiedenen Ländern und Liebhaber feinen Biergeschmacks im Münchner MVG-Museum getroffen und der gemeinsamen Leidenschaft Bier gefrönt.
Wer jetzt an ein „Riesen-Besäufnis“ denkt, täuscht sich gründlich. Zwar habe ich an keinem der drei Tage wirklich jemand ohne ein Glas mit Bier drin in der Hand gesehen, aber wie sage nicht nur ich immer wieder: Bier genießen “ist kein Oktoberfest”. Echter Genuss findet mit allen Sinnen statt, und die muss man auch hier beisammen haben …
Also los. Natürlich habe ich am Freitag als erstes meine liebsten Bekannten besucht – BraufactuM, wo ich Biersommelière Marita Michel wieder traf, Markus Hoppe, bei dem ich dieses Mal unbedingt sein “Slyrs Oak Aged Imperial Stout” probieren musste, “Yankee & Kraut”, die mit viel Spaß und Leidenschaft ihre allerdings ernst zu nehmenden Biere brauen. Viele andere waren auch da, und natürlich habe ich die meisten auch besucht. Im Einzelnen dazu nun etwas mehr.
Ausgestattet mit einer Liste von 74 Bieren (das ist nur ein Bruchteil! der präsentierten Biere), die schon im Vorfeld mein besonderes Interesse weckten, fuhr ich drei Tage hintereinander nach München Giesing. Gleich vorweg: eine solche Liste ist beim besten Willen nicht zu schaffen. Allein schon die schiere Menge ist illusorisch, zum anderen begegnet man dazwischen immer wieder Bieren, die nicht auf der Liste stehen, die einen dann aber doch so interessieren, dass man sie “außer der Reihe“ probiert.
Angefangen habe ich bei BraufactuM. Marita Michel kredenzte mir “Yakeros”, ein West Coast IPA, also ein amerikanisch inspiriertes Bier. Bei einer Reise ins Yakima Valley hat das Team von BraufactuM den neuen Hopfen “HBC 431” kennengelernt und hier dann in Kombination mit “Mosaic” und deutschem “Taurus” ein IPA gebraut, das einem “Hop Head“ wie mir Freude macht: fruchtig, mit Orangen- und Mandarinennoten, aber auch harzig und mit einer klaren bierigen Herbe lässt sich “Yakeros” einwandfrei genießen.
Progusta Harvest Edition 2016 ist ein Grünhopfenbier. Die Hopfen „Hallertauer Mittelfrüh“ und „Magnum“ (auch aus der Hallertau) kommen erntefrisch(!) in den Sud. Dazu wurde mit “Citra” gestopft. Heraus kommt ein Bier, das die gesamte aromatische Bandbreite des Hopfens in sich trägt, nichts davon ist bei (auch noch so schonender) Trocknung verlorengegangen. Neugierig war ich schon immer ‘mal auf ein solches Bier, ich wurde nicht enttäuscht. Es bringt zwar nicht so viele der tropisch-fruchtigen Noten mit wie andere IPAs, die ich ja sehr schätze, aber es ist ein Bier im besten Sinn: Hopfig, herb und dabei erfrischend.
Am Sonntag habe ich dann mit Braumeister Markus Becke noch den Barley Wine “Arrique“ verkostet. Barley Wines (“Gerstenwein“) sind historische Biere, die es mit bis 26° Plato und 13 und mehr Prozent Alkohol durchaus mit Wein aufnehmen können. “Arrique“ lagert nach der Gärung 4 Monate im Barrique-Fass aus amerikanischer Eiche und kommt mit 13,5 % Alkohol, schöner nussbrauner Farbe, wenig bzw. “zarter“ Bittere, dafür weiniger Note und wenig Schaum daher. Ein leichtes Prickeln auf der Zunge macht auch Freude. Wie gesagt ist das kein Bier im “klassischen Sinn“, aber es ist ein Begleiter zu Braten, Gegrilltem und Geschmortem, besteht also durchaus neben kräftigen Geschmäckern, und ist auch als “Solist” ein Genuss .
Am Nachbarstand traf ich Markus Hoppe, und bei ihm hatte ich auf meiner Wunschliste das “Slyrs Imperial Stout“. Gleich vorweg: Ich trinke selten Stouts, aber wenn, dann am liebsten eins von Markus (oder Camba). “Slyrs“ ist gemacht aus hellen und dunkel gerösteten Malzen, mit “Mosaic” kräftig gehopft und in Slyrs-Whisky Fässern aus getoasteter Eiche mehrere Monate gelagert. Ich fand in dem für ein Stout erstaunlich “schlanken“ (also nicht “schweren”) Bier malzige Aromen, aber auch eine feine Note von Sherry oder auch Whisky. Dabei wirkt das Bier überhaupt nicht “schnapsig“, was ich als sehr angenehm empfinde.
Auch hier handelt es sich nicht um ein Bier im herkömmlichen Sinn. Ich würde es als Digestif empfehlen, oder man genießt es abends in guter Gesellschaft (oder auch allein), wie man es mit einem guten Wein oder Whisky auch täte.
Daneben hat Markus mir sein schon bekanntes “Vogelwuid“ (Nordsprech: “Vogelwild“) “neu vorgestellt”. Er hat es in 4 Varianten mitgebracht: als “Standard“, so, wie er es schon seit Anfang braut. Und er hat extra für die BRAUKUNST LIVE! 2017 drei Varianten gebraut – jede mit einem anderen Hopfen: “Herkules“, “Polaris“ und “Hüll Melon“. Wie nicht anders zu erwarten entfaltet jeder dieser Hopfen seinen eigenen Charakter in diesem IPA: mein Favorit unter den dreien ist der “Hüll Melon“.
So, das war’s erst ‘mal für heute, demnächst mehr …