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Eine beson­dere Verkos­tung – so geht gutes Bier Marketing

Gestern habe ich meine – durchaus kriti­schen – Gedanken zum Bier Marke­ting der CRAFT Brauer aufgeschrieben.

Heute möchte ich von einem für mich posi­tiven Beispiel für CRAFT Bier Marke­ting berichten.

Vergan­genen Samstag stand in einem unserer lokalen Anzei­gen­blätter eine Info über eine bevor­ste­hende Verkos­tung von CRAFT Bieren im AEZ, einem Lebens­mittel-Super­markt und Sorti­menter in Dachau.

Einge­laden haben das AEZ und die Brauerei Brau­factuM – Das Craft Bier.

Der Hopfenschmecker bei einer ganz besonderen Bierprobe - so geht gutes Bier Marketing
Bild­quelle: kurier-dachau.de (KW44), AEZ und Brau­factuM

Bier­som­me­lière Marita Michel von Brau­factuM führte durch den Abend und stellte sieben Biere von Brau­factuM und Part­ner­braue­reien* vor. Brau­factuM selbst gibt es seit 2009, als sich inner­halb der Rade­berger Gruppe einige Bier-Enthu­si­asten zusam­men­taten und von einer inno­va­ti­ons­freu­digen Geschäfts­lei­tung die Unter­stüt­zung bekamen, um neue Biere mit neuen Geschmä­ckern zu brauen.

Die Biere von Brau­factuM selbst sind alle nach dem Rein­heits­gebot gebraut, bietet die Viel­falt an Malzen, Hopfen und auch Hefen doch alleine schon eine schier unvor­stell­bare Geschmacks­viel­falt. Dabei hat man noch keine eigene Brau­stätte, sondern mietet sich je nach Sud als „Gipsy-Brauer” in einer kleinen bis mitt­leren Brauerei ein und braut dort das Bier.

Daneben pflegt Brau­factuM Part­ner­schaften mit verschie­denen euro­päi­schen Brauern und Braue­reien, darunter Berühmt­heiten wie der „Bier­künstlerTeo Musso, Birra Baladin, den ich in „Italie­ni­sche Eindrücke“ schon einmal erwähnt habe.

Frau Michel stellte uns vier Biere von Brau­factuM und drei weitere aus Belgien bzw. Däne­mark vor:

Steen­brugge Tripel, Brauerei Palm, Belgien

Ein Grut­bier**, also mit einer Kräuter- und Gewürz­mi­schung gebraut. Neben 8,7% Alkohol kommt es mit einer kräu­ter­be­tonten Nase daher, dabei tragen die Hopfen Golding und Target mit ihren Honig‑, Pinien- und Lakritz­noten zum Aroma bei. Hell, mit Pilsner Malz gebraut, schmeckt es trotz des Alko­hols frisch und bierig, trinkt sich leichter, als man es viel­leicht tun sollte … Ich mag es! Schließ­lich ist es ein belgi­sches Tripel …

The Brale, BraufactuM

Ein „Brown Ale“, also mit engli­scher Tradi­tion. Ich habe schon einmal geschrieben, dass ich mir vor vielen Jahren in England die Ales „abge­wöhnt“ habe, aber durch die CRAFT Bier Bewe­gung wieder neugierig da drauf bin. Das hier trägt auch weiter dazu bei. Von den CRAFT Brauern als Ale neu inter­pre­tiert, schmeckt „The Brale” erfri­schend, bringt Oran­gen­schale und roten Pfeffer mit in die Nase, geht leicht über die Zunge und bestä­tigt beim Schlu­cken, dass es ein echtes Bier ist.

Peter, Pale and Mary, Mikkeller, Däne­mark (diese Brauer machen ihr – eigen­stän­diges – Bier in Belgien)

American Pale Ale, der Name ist eine Remi­nis­zenz an das Folk­trio „Peter, Paul & Mary“, die auch ich in jungen Jahren gerne gehört habe. Es passt zur Musik: Sommer, Sonne, von Kali­for­nien träumen …

Amarillo und Citra sind zwei Hopfen, die ich selbst eben­falls sehr gerne für Pale Ales verwende, dazu kommen noch Centen­nial und Simcoe mit harzigen, aber auch Zitrus- und Mara­cuja-Aromen. Gebraut mit hellen Malzen, unter­streicht die Farbe den erfri­schenden Charakter dieses Bieres. Auch das einer meiner Favo­riten des gest­rigen Abends.

Soleya, Brau­factuM

Ein „Saison“-Bier**” belgi­scher Machart, drin sind nur Gersten- und Weizen­malz und Hopfen. Sehr frisch und deut­lich säuer­lich kommt es daher, nach den drei Bieren zuvor eine echte Zäsur, da waren sich alle „Taster“ gestern Abend einig, und Frau Michel bestä­tigte uns das lächelnd, sie wollte uns damit auch ein wenig über­ra­schen. Das ist ihr auch gelungen.

Saison Bier stammt eigent­lich aus der belgi­schen Wallonie und wurde dort früher nach der Ernte­zeit, also Herbst und Winter, von den Grund­herren gebraut, um im Früh­jahr und Sommer für die Feld­ar­beiter etwas zu trinken zu haben. Früher waren diese Biere sicher leichter, dem Soleya stehen die 6,5% Alkohol aber „gut zu Gesicht“. Ein Sommer­bier, an das ich spätes­tens ab nächstem Früh­jahr denken werde.

Clan, Brau­factuM

Scotch Ale … nicht weil es mit Whisky zu tun hätte, sondern weil dieses Ale eine schot­ti­sche Tradi­tion hat. Wir kommen zu dunk­leren Bieren. „Clan“ wird mit hellen und mit Röst- und Kara­mell­malz bei einer einzigen Tempe­ratur gemaischt, was dann süßliche, malzige und kara­mel­lige Noten mit sich bringt, die der Hopfen „Fuggle“ mit seiner charak­te­ris­ti­schen feinen Bittere noch unter­streicht. Ein schöner Begleiter zu herbst­li­chen Speisen wie Eintöpfen, aber auch zu Chili con Carne …

Darkon, Brau­factuM

Schwarz­bier. Das habe ich schon lange nicht mehr getrunken, und damals auch kein solches. Ich kannte das von einer Deutsch­land­reise aus dem Harz und umlie­genden Städten, wie z.B. Qued­lin­burg. Aber das war etwas ganz anderes … Darkon folgt der fast verges­senen Tradi­tion der Schwarz­biere und über­zeugt mit kräf­tigem Malz- und Röst­ge­schmack. Scho­ko­lade ist auch dabei, wenn die Nase und Zunge offen sind für die feinen Noten. Wir haben es gestern auch zusammen mit einer feinen Bitter­scho­ko­lade (mit Kakao­bits) probiert und fest­ge­stellt, dass das eine hervor­ra­gende Kombi­na­tion ist. Ich persön­lich werde mit diesem Bier einmal einen „Bras­sato al – nein, nicht “al Barolo”, sondern “al Darkon“ machen, dazu dann natür­lich auch das Bier reichen.

Fram­boise, Boon, Belgien

Der Hopfenschmecker trinkt "Framboise" Bier bei einer ganz besonderen Bierprobe - so geht gutes Bier Marketing
“Fram­boise”

Als Abschluss ein Feuer­werk an Geschmack. ein  “Lambic**”, also typisch für die Gegend um die belgi­sche Stadt Lembeek (Lambic).

250 Gramm frische Himbeeren pro Liter Bier sind hier mit von der Partie. Bei einer zweiten Gärung. Die Belgier dürfen das ja … Der Name “Fram­boise“ erin­nert an die feinen Brände glei­chen Namens aus dem Elsass, und ich wurde nicht enttäuscht. Ganz belgisch sind auch noch ein paar Sauer­kir­schen dabei, und so hat man ein Bier, das mit Frucht­aromen über­rascht, obwohl man schon mit so einigem gerechnet hat. Bei mir gibt es das dann als Digestif nach dem “Bras­sato al Darkon”

Alle Biere bekommt man in einem gut bestückten Kühl­regal im AEZ und natür­lich auch bei Brau­factuM selbst.

Ein unter­halt­samer, infor­ma­tiver, gschma­ckiger Abend war es, mit der char­manten Marita Michel als Mode­ra­torin und „Geschmacks(ver)führerin“ macht Bier probieren richtig Spaß. Ich freue mich auf ein Wieder­sehen, spätes­tens bei der Brau­kunst Live 2017 in München.

Der Erlös des gest­rigen Abends geht zu 100 % als Spende an das Tier­heim Dachau, was eine schöne Geste ist und weshalb ich auch gerne den Beitrag bezahlt habe.

Sowohl Brau­factuM als auch AEZ haben gezeigt, dass CRAFT Bier im Regal beim Super­markt und Sorti­menter gut aufge­hoben sein kann. Das große Inter­esse an der Veran­stal­tung zeigte, dass die Nach­frage auch da ist. Man muss die Kunden nur da anspre­chen, wo man sie findet, wo man auch auf Inter­esse stößt, wo man auch Leute erreicht, an die so mancher CRAFT Bier Brauer viel­leicht erst mal gar nicht denkt.

In diesem Sinne: Zum Wohl

*Die Biere der Part­ner­braue­reien sind alle im Vertrieb von Brau­factuM zu haben.
**Zu Grut­bier, Saison Bier und Lambic finden Sie bald Infor­ma­tionen in meinem Glossar.

Author: Winfried Hermann

Mein Name ist Winfried Hermann, ich habe mich seit vielen Jahren dem Genuss verschrieben. Ich meine damit nicht unbedingt Trüffel oder Champagner, auch ein einfaches Butter- oder Schmalzbrot ist ein Genuss, wobei es natürlich sehr auf das Brot und das “Obendrauf” ankommt … Generell bin ich ein Freund regionaler und “fair bezahlter” Erzeugnisse. Konsequenterweise schätze ich auch ein feines Bier sehr. Das ist in meinen Augen einzig und allein vom persönlichen Geschmack abhängig und sonst weder von der Marke, der Brauart oder was auch sonst ein Bier und seinen Ruf ausmacht. Daher werden Sie hier einzig Kommentare und Informationen finden, die meinem persönlichen Geschmack entsprechen. Dafür ist alles, was hier steht, authentisch, ehrlich und so gemeint.